grünlinks: Esther, du bist in der politischen Welt des Kantons keine Unbekannte: Seit vier Jahren leitest du das Sekretariat der GRÜNEN Kanton Bern und gehst als Fraktionssekretärin von 19 Grossrät*innen im Rathaus ein und aus. Schon davor hast du im Seki der GRÜNEN mitgearbeitet. Warum nun dieser Wechsel, quasi von der Büroluft ins Rampenlicht?

Esther Meier: Ich freue mich auf diesen Rollenwechsel! Ich habe noch nie in einem Parlament mitgewirkt, das ist Neuland für mich, und ich bin sehr gespannt, wie das sein wird. Ich freue mich auch auf die Zusammenarbeit mit meinen Fraktionskolleg*innen im Stadtrat.

grünlinks: Der Kanton Bern ist konservativ, der Grosse Rat sehr bürgerlich und ländlich geprägt. Spielt bei deinem Wechsel auch eine Rolle, dass du in der Stadt Bern endlich einmal zur bestimmenden Mehrheit, zu den «Mächtigen», zählen willst, die ihre Anliegen konkretisieren können?

Esther: Genau darauf bin ich gespannt: Was kann in einer Stadt realisiert werden, wenn wir in der Mehrheit politisieren? Wird das einfacher sein, kommen wir mit unseren Vorstössen schneller voran? Oder geht es auch hier darum, Allianzen zu schmieden, um eine Sache voranzutreiben? Ich vermute, dass es auch im Stadtrat recht langwierig und zermürbend sein kann, bis es klappt – und der Frust vielleicht umso grösser ist, wenn es nicht klappt.

Im Kanton gehören die GRÜNEN ganz klar zur politischen Minderheit – sowohl im Grossen Rat wie auch in der Regierung. Man weiss, dass man nur selten Erfolge feiert. Man freut sich dann aber umso mehr über diese– beispielsweise darüber, dass es gelang, einen Klimaschutz-Artikel in der Berner Verfassung zu verankern.

grünlinks: Wo willst du im Stadtrat Schwerpunkte setzen?

Esther Meier: Klimafragen liegen mir schon immer am Herzen. Ich bin heute 34-jährig und seit 13 Jahren politisch aktiv, zuerst als Aktivistin bei den Jungen Grünen in St.Gallen und im Toggenburg, wo ich herkomme. Später kam der Wechsel auf die nationale Ebene: Ich war im Vorstand der Jungen Grünen Schweiz und als Mitglied der Kerngruppe Leiterin des Kampagnenteams der Volksinitiative «Zersiedelung stoppen». Ich finde, die rot-grüne Stadt Bern muss im Bereich der erneuerbaren Energien eine Vorreiterinnenrolle übernehmen. Und es braucht in der Stadt dringend mehr Grün statt Grau. Hier können und müssen wir an Tempo zulegen!

grünlinks: Gibt es noch andere Anliegen?

Esther Meier: Ja, meiner Meinung nach ist der gemeinnützige Wohnungsbau für eine Stadt wie Bern sehr wichtig. Aber ich muss jetzt zuerst einmal meine Fraktion treffen und mit ihnen besprechen, wie ich mitarbeite und in welchen Themen bereits Vorstösse von uns hängig sind. Wie gesagt, freue ich mich sehr auf diese Zusammenarbeit!

grünlinks: Das GB wünscht dir persönlich viel Freude und für grüne Anliegen viele Erfolge!

 

Interview: Bettina Dauwalder, Redaktion grünlinks