Grundsätzliches

Das GB und die JA! unterstützen die Zielsetzung des Richtplans: Die Verbesserung der stadträumlichen Qualität. Wir teilen die Einschätzung, dass hohe Verkehrslast, ungenügende Fuss- und Veloverbindungen sowie der Mangel an Aufenthaltsqualität den Stadtraum Bahnhof Bern heute prägen. Wir unterstützen deshalb die Ziele, im Stadtraum Bahnhof Bern das Stadtklima zu verbessern, den Fuss- und Veloverkehr und den öffentlichen Verkehr zu fördern und die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Im Richtplan fehlt uns aber die Quantifizierung der Ziele. So sind wir beispielsweise der Überzeugung, dass in Bezug auf die Förderung des Veloverkehrs die Velohauptrouten im Stadtraum Bahnhof Bern gemäss Standards des Velomasterplans planerisch zu sichern sind, und dass auch der Plan, den Fussverkehr gemäss Standards der Vorgaben des Masterplans Fussverkehr planerisch gesichert werden muss. In Bezug auf die Reduktion des MIV und auch in Bezug auf die angestrebte Verbesserung des
Stadtklimas braucht es messbare Zielwerte, damit die Umsetzung des Richtplans durch ein Monitoring und Controlling begleitet werden kann. Auch braucht es einen messbaren Zielwert, der die maximale Differenz zwischen den Temperaturen im Stadtraum Bahnhof Bern und dem nahen Umland von Bern festlegt. Ohne messbaren Zielwert ist es nicht möglich, die Wirksamkeit der Massnahmen zu messen und allenfalls korrigierende Massnahmen zu ergreifen.

Der Richtplan enthält Massnahmen in den Bereichen Stadtraum, Verkehr und Klima. Uns fehlen sozialpolitische Massnahmen. Wie wird sichergestellt, dass der Stadtraum Bahnhof auch nach der Aufwertung von allen Bevölkerungsschichten genutzt werden kann? Wie kann ein konfliktfreies Nebeneinander und Miteinander von allen Bevölkerungsgruppen städtebaulich gefördert und von Anfang an mitgedacht werden? Wie wird die Verdrängung von gewissen Bevölkerungsgruppen aus dem öffentlichen Raum verhindert? Wie kann die Bevölkerung sich den öffentlichen Raum aneignen und gestalten? Wie können Menschen mit Sucht und/oder mit Lebensmittelpunkt Gasse städtebaulich und sozialpolitisch unterstützt werden? Wir verlangen Massnahmen und Zielwerte, sowie ein Monitoring & Controlling zur Verbesserung des sozialen Zusammenhalts, der Inklusion von benachteiligten Menschen, das heisst der Zugänglichkeit zum Stadtraum Bahnhof für alle Menschen.

Stellungnahmen zu den einzelnen Massnahmen: 

S.1 Stadträumliche und funktionale Aufwertung

Wird begrüsst

S.2 Breite Mitte Bubenbergplatz

Wir begrüssen grundsätzlich die Aufwertung des Bubenbergplatzes, und ein breiter begrünter Mittelstreifen ist stadtklimatisch sinnvoll. Allerdings möchten wir das Bubenbergdenkmal nicht auf diesem Platz platziert haben. Der Bubenbergplatz muss sehr viele Funktionen als Stadtraum, Aufenthaltsfläche und Verkehrsraum erfüllen. Durch die Platzierung des Bubenbergdenkmals auf diesem Platz wird die Flexibilität der Nutzung des Bubenbergdenkmals unnötig eingeschränkt.

S.3 Sichtbarmachung Stadtbach Bubenbergplatz

Wird aus stadtklimatischer und ökologischer Sicht begrüsst

S.4 Neuorganisation Bahnhofplatz

Die geplante Studie wird begrüsst. Im Richtplan sind die Bestimmungen zum Bahnhofplatz noch zu wenig konkret. Die Studie muss konkret auf die Bedürfnisse verschiedener Bevölkerungsgruppen (Menschen mit Lebensmittelpunkt Gasse, Menschen mit Suchtthemen, Jugendliche, ältere Menschen, TINFLA, etc.) eingehen.

S.5 Rückbau und Ersatz Baldachin

Der Rückbau des Baldachin ist aus unserer Sicht nicht zwingend. Er erhöht die Aufenthaltsqualität auf dem Platz. Wichtig ist bei einem allfälligen Ersatz, dass der Witterungsschutz und die Aufenthaltsqualität erhalten bleiben. Räume für Menschen mit
Lebensmittelpunkt Gasse sind mitzudenken. Eine Begrünung begrüssen wir.

S.6 Witterungsschutz bei Tram- und Bus-Haltestellen

Wie unter S.5 ausgeführt, ist der Witterungsschutz sehr wichtig, auch eine Begrünung ist zu prüfen. Neben dem Witterungsschutz ist sicherzustellen, dass alle Haltekanten hindernisfrei sind.

S.7 Sanierung oder Ersatzneubau SBB-Aufnahmegebäude

Zentral ist, dass bei der Neugestaltung des Bahnhofplatzes der Raum von allen Personengruppen genutzt werden kann. Beim Entscheid, ob es beim SBB-Aufnahmegebäude eine Sanierung oder einen Ersatzneubau braucht, sind die CO2eq-Emissionen über den ganzen Lebenszyklus zu rechnen und zu beachten.

S.8 Neubebauung Bollwerk

Wir begrüssen die Massnahme. Wichtig ist, dass festgehalten wird, dass “publikumsorientiert” nicht „kommerziell“ bedeutet. Die Räume sollen von allen Personengruppen genutzt werden können. Konsumfreie Orte müssen in der Erdgeschossnutzung mitgedacht werden.

S.9 Erhaltung Erscheinungsform Bundesgasse

Wird begrüsst

S.10 Aufwertung Schwanengasse und Christoffelgasse

Die Massnahme wird begrüsst. Masterplan-konforme Veloverbindungen zwischen Bundesgasse und Bubenbergplatz/Bahnhofplatz sind vorzusehen. Hier besteht heute ein grosses Defizit für den Veloverkehr. Die Orientierung für Fussgänger*innen mit oder ohne Behinderung muss verbessert werden.

V.1 Reduktion MIV und Fahrbahnfläche

Wir begrüssen, dass auf der Achse Bubenbergplatz-Bahnhofplatz-Bollwerk der Verkehr, insbesondere der MIV beschränkt werden soll. Das Reduktionsziel muss quantifiziert werden. Ein messbarer Zielwert sowie periodische Grenzwerte für die Einleitung von zusätzlichen Massnahmen müssen festgelegt werden. Eine Reduktion des MIV gegenüber heute ist uns zu wenig ambitioniert. Die Achse ist autofrei bzw. MIV-frei zu gestalten. Damit wird Platz frei für den weiteren Ausbau des ÖV, für den Fuss- und Veloverkehr und zum Verweilen. Der Bahnhofplatz und das Bollwerk als zentrale Orte in Bern sollen in erster Linie den Menschen dienen und von Strassenlärm und Luftschadstoffen des motorisierten Individualverkehrs entlastet werden.

V.2 Sicherstellung öffentlicher Verkehr

Wir begrüssen, dass der öffentliche Verkehr eine hohe Priorität hat an diesem zentralen Knoten. Die Sicherstellung des geregelten Ablaufs darf jedoch nicht auf Kosten des Fuss- und Veloverkehrs gehen. Hingegen ist, wie unter V.1 ausgeführt, der MIV aus dem Raum zu entfernen.

V.3 Sicherstellung Anlieferung

Es ist klar, dass Betriebe beliefert werden können müssen. Allerdings sollte auch dieser Verkehr auf ein Minimum beschränkt werden: durch gezielte Koordination (Stichwort City-Logistik) und durch die Beschränkung auf wesentliche Fahrten (Vermeidung von Leerfahrten etc.). Zudem ist die Anlieferungsinfrastruktur so zu gestalten, dass sie ausserhalb der Lieferzeiten anderweitig genutzt werden kann (z.B. als Aufenthalsfläche, Veloweg etc.). Das Gewerbe muss bei der Reduktion und beim Umstieg auf einen flächeneffizienten & fossilfreien Anlieferungs- und Dienstleistungsverkehr unterstützt werden.

V.4 Attraktive Verbindungen Fuss- und Veloverkehr

Wir begrüssen neue Fusswegverbindungen zwischen den verschiedenen Stadtniveaus. Uns freut die behördenverbindliche Abstützung dieser Massnahme auf die Masterpläne Fuss- und Veloverkehr. Die Schwanengasse und Christoffelgasse müssen ebenfalls als Verbindung aufgewertet werden.

V.5 Verbesserung / Gewährleistung Hindernisfreiheit

Wir begrüssen die Massnahmen zur Gewährleistung der Hindernisfreiheit, die an einem so zentralen Ort selbstverständlich sein sollten.

V.6 Koordination Raumbedarf Gesamtverkehr

Die MIV-Flächen sollen massiv reduziert werden. Zielwerte für den Anteil von Fahrbahnflächen (ÖV, Wirtschaftsverkehr, Velo, Fuss) sind zu definieren.

V.7 Lösungen für ausserordentlichen ÖV-Betrieb

Wir begrüssen das Vorgehen: Die notwendigen Räume und Infrastrukturen sind grossräumig zu betrachten und zu sichern. Der Richtplanperimeter muss sehr vielen Bedürfnissen gerecht werden, und so scheint es sinnvoll, Infrastrukturen wie Tramwendeschlaufen etc. möglichst ausserhalb des Perimeters zu planen.

V.8 Verkehrlicher Nachweis Tramast Bollwerk
Wir sehen eine zweite Tramachse beim Bollwerk kritisch. Neben dem verkehrlichen Nachweis muss kritisch geprüft werden, ob der Tramast mit Baumalleen und sonstigen notwendigen Stadtklimamassnahmen kompatibel ist und ob er dem Ziel eines qualitativ hochstehenden Aufenthaltsraums zuwiderläuft.

V.9 Sicherung Raumbedarf Tramast Bollwerk

Vgl. V.8

V.10 Aufwertung und Raumsicherung Fussweg Bollwerk

Die Sicherung von breiten Trottoirs auf beiden Seiten ist zwingend und diese Trottoirs müssen als Sofortmassnahmen unbedingt ohne Verzögerung umgesetzt werden.

V.11 Integration Gleisverbindungen Bubenbergplatz und Bahnhofplatz

Ist eine zweite Tramachse Bollwerk städtebaulich, verkehrlich und stadtklimatisch nicht sinnvoll, ist auf diese Massnahme zu verzichten (Vgl V8).

V.12 Verbesserung Querungsmöglichkeiten Fuss- und Veloverkehr Bubenbergplatz

Wir sind erfreut über die behördenverbindliche Abstützung dieser Massnahme auf die Masterpläne Fuss- und Veloverkehr.

V.13 Neuorganisation Bahnhofplattform

Wir begrüssen die Neuanordnung zugunsten von mehr öffentlichem Raum, besseren Aufenthaltsorten ohne Konsumzwang sowie Potenzialen für publikumsorientierte Nutzungen und Begrünung. Das Kurzparking stellen wir in Frage. Eine Schliessung des Parkings ist zu prüfen. Alternative Nutzungen des Raums sind aufzuzeigen.

V.14 Anpassung Temporegime

Wir begrüssen die Reduktion des Tempos und fordern, dass im ganzen Perimeter Tempo 30 gilt (Aufwertung Raum, Verflüssigung Verkehr, Verbesserung Querungsmöglichkeiten usw.).

V.15 Veloparkierung

Wir begrüssen Veloabstellplätze und fordern, dass die Veloabstellplätze grundsätzlich kostenfrei zur Verfügung stehen.

K.1 Begrünung und Beschattung
Wir begrüssen Pläne zur Begrünung und Beschattung. Sie müssen als Sofortmassnahmen zeitnah umgesetzt werden.

K.2 Reduktion von Hitze- und Wärmeinseln

Hitze- und Wärmeinseln «so weit wie möglich» zu reduzieren, ist zu wenig konkret. Das Ziel der Reduktion der Hitzeinseln ist zu quantifizieren und mit einem Zielwert zu versehen. Zusätzlich zum Zielwert sind Schwellenwerte und Zwischenziele zu definieren, welche festlegen, wann zusätzliche Massnahmen zu ergreifen sind.

K.3 Beschränkung Bodenversiegelung

Wir begrüssen die Beschränkung der Bodenversiegelung. Entsiegelungen sind zeitnah umzusetzen.

K.4 Klimaanpassungsmassnahmen Bubenbergplatz

Wir begrüssen die Kllimaanpassungsmassnahmen am Bubenbergplatz. Die Massnahmen sind zeitnah umzusetzen.

K.5 Klimaanpassungsmassnahmen Bollwerk

Eine Allee ist nicht bloss «anzustreben», sondern soll verbindlich vorgesehen werden.

K.6 Klimaanpassungsmassnahmen Bahnhofsplattform

Wir begrüssen die Klimaanpassungsmassnahmen auf der Bahnhofsplattform. Die punktuellen Aufwertungsmassnahmen sind zeitnah umzusetzen.

K.7 Klimaanpassungsmassnahmen Laupenstrasse

Eine Allee ist nicht bloss «anzustreben», sondern verbindlich vorzusehen.

K.8 Neubau Bahnanlagen / Bahnhof

Wird begrüsst

D.1 Hindernisfreie Durchwegung

Wird begrüsst

D.2 Verbindung Bubenbergplatz-Länggasse

Wird begrüsst

D.3 Verbindung Bahnhofplatz-Länggasse

Wird begrüsst

D.4 Verbindung Bollwerk–Länggasse via Neuengasse

Wird begrüsst

D.5 Verbindung Bollwerk–Länggasse via Aarbergergasse

Wird begrüsst

D.6 Verbindung Bollwerk–Länggasse via Speichergasse

Wird begrüsst

U.1 Anpassung Nutzungsplanung

Wird begrüsst.

U.2 Monitoring

Ein Monitoring wird begrüsst, die Zielwerte dafür sind klar festzuhalten. Es müssen Zielwerte für das Stadtklima, den Modal-Split, die MIV-Fahrtenzahl, die Aufenthaltsqualität und die Inklusion benachteiligter Menschen, respektive der Zugänglichkeit des öffentlichen Raums ergänzt werden.

U.3 Controlling

Grundsätzlich begrüssen wir ein Controlling. Die Zielwerte sind aber klar festzuhalten und das Controlling ist umfangreicher durchzuführen. Es sollen Zielwerte für das Stadtklima, den Modal-Split,die MIV-Fahrtenzahl, die Aufenthaltsqualität und die Zugänglichkeit des öffentlichen Raums ergänzt werden. Grenzwerte, wann Steuerungsmassnahmen zu ergreifen sind, müssen festgelegt werden. Die Ergebnisse des Controllings sind nicht nur dem Gemeinderat offenzulegen, sondern auch der Öffentlichkeit.

U.4 Aktualisierung und Fortschreibung Richtplan
Wird begrüsst.