Fragen

Der Gemeinderat wird um die Beantwortung folgender Fragen gebeten: 

1. Ist es dem Gemeinderat bekannt, dass am 22.11.2025 ein Konzert von Marilyn Manson in der BERN EXPO Festhalle geplant ist?
2. Ist der Gemeinderat bereit, mit BERNEXPO resp. der Veranstalterin das Gespräch zu suchen und sich gegen den Auftritt auszusprechen?
3. Was unternimmt der Gemeinderat, damit künftig keine solch problematischen Auftritte mehr in Bern stattfinden werden?

Begründung

«Gewalt ist keine Privatsache», «Sicherheit ist ein zentraler Bestandteil der Lebensqualität», «Bern schaut hin». Das steht auf der Homepage der Stadt Bern: die Bundesstadt steht für eine konsequente Null-Toleranz gegenüber jeglicher Gewalt, sie führt Kampagnen gegen häusliche, sexuelle und sexualisierte sowie psychische Gewalt; Bern gilt als einer der Hotspots des Feminismus in der Schweiz. Umso höher ist Berns Verantwortung, Opfern zu glauben und Tätern keine Bühne zu geben. Kampagnen und Bekenntnisse allein reichen nicht aus: gewalttätigem Verhalten und Handlungen müssen adäquate Konsequenzen folgen.

Marilyn Manson ist ein international bekannter Musiker, der in der Vergangenheit wiederholt Gewaltdarstellungen und frauenverachtende Inhalte verbreitete. In den letzten Jahren wurden schwerwiegende Vorwürfe von mehrere Frauen, unter anderem von drei Ex-Partnerinnen [1] und seiner ehemaligen Assistentin [2], gegen ihn erhoben: sexueller und psychischer Missbrauch, unter anderem auch an einer Minderjährigen [3], Nötigung, Körperverletzung, Menschenhandel. Manson wurde aufgrund Verjährung und «mangelnder Beweislage» freigesprochen —jedoch macht Verjährung Gewalt nicht ungeschehen. Die Aussagen von zahlreichen Frauen als mangelnde Beweislage zu werten, schützt Täter nicht nur, sondern stärkt sie.

Bereits wurde ein Konzert im englischen Brighton abgesagt, begründet u.a. damit, dass «die Stadt hat […] Verantwortung, […] wenn das Risiko der Diskriminierung und der Belästigung besteht.». Auch in Bournemouth steht die Forderung nach einer Absage des Auftritts im Raum. [4], [5]

Die Stadt Bern hat als Minderheits-Aktionärin bei BERNEXPO ein Mitspracherecht; nebst obengenannten Gründen muss sich der Gemeinderat auch deshalb bei BERNEXPO und allfälligen weiteren Partnern, bspw. der Veranstalterin Good News Productions AG, dafür einsetzen, dass Opfern von sexualisierter Gewalt geglaubt wird, Tätern in der Bundesstadt keine Bühne gegeben wird und die Scham endlich die Seite wechselt.

Bern, 11.September 2025

[1] „Game of Thrones“-Star Esmé Bianco: „Marilyn Manson hat mich fast zerstört“, Rolling Stone, 11.02.2021

[2] Klage durch Berufungsgericht wieder aufgenommen, Visions, 15.12.2023

[3] Neuer Tiefpunkt, Visions, 31.01.2023

[4] Konzert von Marilyn Manson abgesagt – Proteste setzen Veranstalter unter Druck, Watson.de, 29.06.2025

[5] So haben nur wenige Briten Marilyn Manson in die Knie gezwungen, Rolling Stone, 29.06.2025