Anna Jegher, JAI; Vanessa Salamanca, GB; Paula Zysset, JUSO

Trotz massiver Vorwürfe der sexualisierten Gewalt und des Machtmissbrauchs gegenüber dem Frontsänger der Band Rammstein, Till Lindemann, fanden am 17. und 18. Juni — nur drei Tage nach dem schweizweiten feministischen Streik — im Wankdorfstadion zwei Rammstein-Konzerte statt. Von verschiedenen Seiten wurde eine Absage beider Konzerte gefordert. Eine Petition dazu wurde innert weniger Tage von über 8000 Menschen unterschrieben. Der Veranstalter Gadget abc reagierte darauf lediglich mit Massnahmen, wie die «row zero» aufzuheben und die Afterparty abzusagen. Angesichts der schwerwiegenden Vorwürfe wäre eine Absage der Konzerte die einzig angebrachte Reaktion gewesen.

Im kürzlich verabschiedeten Aktionsplan für Gleichstellung von Frauen, Männern und LGBTIQ Personen der Stadt Bern ist als zweiter Schwerpunkt festgehalten: «Die Stadt Bern sorgt für den Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt und Diskriminierung». Im April dieses Jahres startete entsprechend die Kampagne «Bern schaut hin», die unter anderem sexualisierte Gewalt bekämpfen soll. Anders, als laut diesen Zielen zu erwarten gewesen wäre, hat sich die Stadtregierung allerdings nicht öffentlich für eine Absage der Konzerte positioniert. Im Gegenteil liess Gemeinderat Reto Nause in einem Artikel der Zeitung «der Bund» gar verlauten, er würde am Konzert teilnehmen.[1] Für uns stehen diese rape-culture verharmlosenden Aussagen der Stadtregierung klar im Widerspruch zu ihren erklärten Zielen, sexualisierte Gewalt zu bekämpfen. Die Solidarität muss bei den Opfern von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt liegen und nicht bei den Tätern. Angesichts dieser Umstände stellt sich uns die Frage, inwiefern sich der Gemeinderat im Rahmen der Rammstein-Konzerte tatsächlich für den Schutz von Opfern sexualisierter Gewalt eingesetzt hat.

Der Gemeinderat wird deshalb gebeten, folgende Fragen zu beantworten:

  1. Hat der Gemeinderat mit den Veranstaltenden im Vorfeld das Gespräch gesucht?
  2. Welche Handlungsmöglichkeiten sah/sieht der Gemeinderat, um die Durchführung von gesellschaftlich unverantwortbaren Veranstaltungen zu verhindern?
  3. Wie will der Gemeinderat sicherstellen, dass sich so eine Situation in Zukunft nicht wiederholt?

[1] https://www.derbund.ch/das-linke-bern-im-rammstein-dilemma-392816431324