Die Tramgleise der Linie 6 ins Fischermätteli müssen ersetzt werden. Gleichzeitig sollen weitere notwendige Sanierungen durchgeführt und der Strassenraum aufgewertet werden. Am 22. September entscheiden die Stimmberechtigten der Stadt über einen Kredit von 15,7 Millionen Franken. Das GB empfiehlt, dem Kredit zuzustimmen. Zwei Redaktionsmitglieder zeigen Pro und Kontra auf.

Pro: Für den Erhalt der Tramlösung bei der Gleissanierung zwischen Effingerstrasse und Fischermätteli

Ab 2026 ersetzt die Stadt zwischen Effingerstrasse und Fischermätteli die Gleise und Fahrleitungen der Tramlinie 6, schafft bei mehreren Haltestellen den behindertengerechten Zugang und trifft Massnahmen zur Verbesserung des Stadtklimas. Aus dem Stadtrat kam Kritik: Die Tramlösung sei für Velofahrende bei den Haltestellen und zwischen Brunnmatt- und Pestalozzistrasse unbefriedigend. Auf Wunsch der vorberatenden Stadtratskommission für Planung, Verkehr und Stadtgrün hat der Gemeinderat geprüft, ob das Tram durch eine Buslinie ersetzt werden soll. Er findet die Tramlösung im Raum Brunnhof-Fischermätteli für den Veloverkehr tatsächlich nicht optimal. Es seien aber gerade an den besonders engen Stellen relativ wenig Velofahrende unterwegs. Der Gemeinderat erklärt, dass in der Umgebung des  Bahnhofs noch andere Projekte anstehen, die die Tramlinie 6 auch betreffen werden. Er möchte deshalb das Tram nicht mit grossem Aufwand zurückbauen, bevor klar ist, wie die Gesamtlösung aussieht.

Auch der Stadtteil will am Tram festhalten. In der Quartiermitwirkung QM3 ist man sich bewusst, dass Tramgleise für Velofahrende eine Gefahrenquelle sind. In der Stadt Bern gebe es aber noch andere Verkehrsteilnehmer*innen: Eltern mit kleinen Kindern, Kinder ohne Velo, Menschen mit einer Beeinträchtigung und ältere Menschen sind regelmässig im Stadtteil unterwegs. Sie sprechen sich weiterhin für das Tram aus. Es ist komfortabler und für sie sicherer als der Bus.

Die Gleissanierung Effingerstrasse bis Fischermätteli wird mehr als 15 Millionen kosten. Dafür ist eine Volksabstimmung nötig. Seien wir am 22. September solidarisch mit den Nicht-Velofahrenden, Noch-nicht-Velofahrenden und Nicht-mehr-Velofahrenden im Brunnhof-Fischermätteli-Quartier und setzen wir uns ein für den Erhalt des Trams! 

Anita Geret, Redaktion grünlinks

 

Kontra: Es braucht kein Tram ins Fischermätteli

Die Sanierungsvorlage zum Tram Fischermätteli ist kein gutes Projekt. Die zuständige Stadtratskommission musste es zuerst gar an den Gemeinderat zurückweisen. Leider kommt das Projekt nun trotzdem fast unverändert mit fast den gleichen Nachteilen vors Volk. Obwohl weiterhin klar ist, dass dieser Abschnitt der Tramlinie längst nicht genügend ausgelastet wäre. Es handelt sich eigentlich nur um eine unsinnig verlängerte nagelneue Tram-Wendeschlaufe.

Die Verwaltung und der Gemeinderat haben es nicht geschafft oder für nötig befunden, eine sinnvolle Alternative zu erarbeiten, bei der sich Velofahrende und Tram weniger in die Quere kommen. Dabei ist die Stossrichtung der städtischen Verkehrspolitik eigentlich klar: Je mehr wir zu Fuss und per Velo verkehren, umso besser für alle. Wenn die Menschen aber Angst vor Trams und Schienen haben – und das ist schon heute auf dieser Strecke so –, werden sie das Velo im Keller stehen lassen. 

Das Fischermätteli-Quartier kann bestens mit einem Bus bedient werden, dieses Konzept liegt vor. Moderne Busse haben fast keine Nachteile mehr gegenüber einem Tram. Laufruhe und Niederflur-Einstieg für Menschen mit Behinderungen oder Kinderwagen sind heute Standard, Elektroantrieb sowieso. Die Busvariante müssten wir mindestens zuerst testen, bevor wir den unweigerlichen Konflikt zwischen Tram und Velo für mehr als 20 Jahre in Beton giessen lassen.  

Wir sollten diese Vorlage an den Absender zurückschicken. Es macht keinen Sinn, jetzt für ein schlechtes Projekt so viel Geld auszugeben. Diese Ressourcen (auch personelle) setzen wir besser für die vielen dringenden Verbesserungen für den Fuss- und Veloverkehr anderswo ein. Mit einem NEIN machen wir klar, dass es für die ÖV-Erschliessung im Fischermätteli eine bessere Lösung braucht.  

Markus Heinzer, Redaktion grünlinks und Vorstandsmitglied Pro Velo Bern

Bild: Berner Zeitung vom 16.05.2024, https://bernerzeitung.ch/replik-zu-arpad-boa-das-fischermaetteli-schaetzt-und-braucht-sein-tram