Motion Junge Alternative JA! (Lea Bill)

Anfang September fand ein Treffen zwischen Berner Politiker_innen und Velofachleuten mit Veloexperten aus den Niederlanden statt. Wie in den Tageszeitungen zu lesen war, konstatierten die holländischen Experten insbesondere, dass der öffentliche Verkehr in Bern einen viel höheren Stellenwert habe als in niederländischen Städten. Mit diesen Aussagen stehen sie nicht alleine da: auch ExpertInnen aus deutschen Städten, zum Beispiel Freiburg im Breisgau, haben diesen Umstand bereits festgestellt. Und wer die Velopolitik der Stadt Bern verfolgt, muss ihnen Recht geben: Die Veloförderung in Bern steht immer hinter dem öffentlichen Verkehr zurück. In zahlreichen Antworten auf Vorstösse im Stadtrat lässt sich das nachlesen: Mehr Veloampeln? Nicht möglich wegen Tram und Bus. Grüne Welle für Velos? Kaum umsetzbar, da der ÖV bei allen Ampeln Priorität hat. Velostreifen, Velowege bei Planungsvorlagen, z.B. Tram Bern West? Schwierig umsetzbar, Tram und Bus brauchen viel Platz. Mehr Gratis-Veloabstellplätze am Bahnhof? Leider zu wenig Platz, schliesslich haben die Interessen der FussgängerInnen und des ÖVs Vortritt.

Diese Prioritätensetzung wird sich auch mit der neuen Direktorin für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün nicht ändern, im Gegenteil: sie hat offenbar kein Feingehör für einen echten Schritt vorwärts in der Veloförderung. Denn statt einen Kurswechsel anzuvisieren, stellt sie im Zusammenhang mit dem Expertentreffen nur fest: «Es sei sehr inspirierend gewesen, den holländischen Ansatz kennen zu lernen, welcher den Fahrradverkehr von Anfang an konsequent in die Planung miteinbeziehe, so Wyss. Eine Richtungsänderung in ihrer Politik hätte der Tag nicht bewirkt, eher den eingeschlagenen Weg bestätigt.» (Der Bund, 3.9.2013)

Für die Junge Alternative JA! ist klar: Es braucht einen radikalen Paradigmenwechsel. Veloförderung auf Kosten des MIV ist das Wichtigste – doch heute muss mehr drin liegen: Eine «Velostadt» muss auch bereit sein, das Velo vor den ÖV zu stellen. Nur so wird es möglich sein, mehr Menschen in der Stadt Bern für das Velo zu begeistern und zum Beispiel die Abkehr der Jungen vom Velo zu stoppen. Und nur so wird es möglich sein, das begrüssenswerte längerfristige gemeinderätliche Ziel zu erreichen, den Anteil des Veloverkehrs an den Gesamtverkehr, zu verdoppeln.

Die Unterzeichnenden fordern deshalb vom Gemeinderat, dass künftig bei allen Vorlagen, welche die Verkehrsplanung, Umgestaltung von Strassen und Plätzen sowie Infrastrukturprojekten betreffen, die Veloförderung und damit die Bedürfnisse und Interessen der VelofahrerInnen prioritär behandelt werden.

Bern, 19. September 2013