Dringliche Motion Fraktion GB/JA! (Devrim Abbasoglu-Akturan, GB/ Franziska Grossenbacher, GB):

PEQ – die Energie- Strategie für die zukünftigen Areale in Bern, ESP Ausserholligen, ewb/BLS-Areal

Der Entwicklungsschwerpunkt (ESP) Ausserholligen ist 51 Hektaren gross und hat ein städtebauliches Potential von rund 460 000 m² Bruttogeschossfläche. Auf einem Drittel des Areals soll gewohnt werden. Als wirtschaftlicher Entwicklungsschwerpunkt von kantonaler Bedeutung wird aber auch viel Raum für Gewerbe, Dienstleistung und Bildung entstehen. So befindet sich auch der Campus der Fachhochschule im Perimeter. Damit ist der ESP Ausserholligen in den nächsten Jahren eines der grössten Quartierentwicklungsprojekte der Stadt Bern.

Ein grosser Teil des ESP Ausserholligen gehört Energie Wasser Bern (ewb) und der BLS. Diese haben am 13. Januar 2020 mitgeteilt, dass sie das ewb/BLS-Areal zusammen mit der Stadt Bern entwickeln wollen. Vorgesehen sind vier Gebäudekörper. Drei davon werden Hochhäuser sein. Auf dem Areal wollen die BLS und ewb künftig 75% Dienstleistungen und 25% Wohnungen realisieren. Zudem will ewb seinen Hauptsitz nach Ausserholligen verlegen. Ziel ist es, ein dichtes, gemischt genutztes, optimal mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossenes, lebendiges Quartier zu realisieren. Vor fünf Jahren hat ewb noch von einem Vorzeigeprojekt bezüglich Energieeffizienz und Nachhaltigkeit gesprochen. In einem Interview mit der Berner Zeitung[1] sagte Matthias Reinhard, Leiter Standortentwicklung ewb: «Wer, wenn nicht wir?» solle die Anwendung neuster ökologischer Technologien für einen Vorzeigebau bezüglich Energieeffizienz und Nachhaltigkeit über den ganzen Lebenszyklus als Vision haben. Leider war in der Projektpräsentation von dieser Aufbruchstimmung nicht mehr viel zu spüren.

Am 14. Februar 2019 reichte die Fraktion GB/JA die Motion „PEQ: die Energie- Strategie für die zukünftigen Areale in Bern“ ein. Der Gemeinderat empfiehlt den ersten Punkt zur Annahme und ist bereit zu prüfen, wo Plus-Energie-Quartiere (PEQ) realisiert werden können. Er macht darauf aufmerksam, dass die Realisierung eines PEQ nur dort möglich ist, wo Areale vollständig oder mehrheitlich neu überbaut und beplant würden. Bezüglich der Umsetzung weist der Gemeinderat darauf hin, dass er in eigener Kompetenz nur auf städtischen Arealen ein PEQ realisieren könne. Das kantonale Energiegesetz erlaube es den Gemeinden nicht, im Rahmen von Planungen (Überbauungsordnungen oder ZPP) grundeigentümerverbindliche Vorgaben zur Schaffung von PEQ zu machen. Die Antwort des Gemeinderates auf die Motion zeigt aber, dass der ESP Ausserholligen und insbesondere das ewb/BLS-Areal prädestiniert wären für ein PEQ. Hier wird neu gebaut und geplant und ein grosser Teil des Bodens liegt in der Hand von Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung der öffentlichen Hand. Hier müssen die Quartiere der Zukunft entstehen. Und wer wenn nicht die ewb als innovatives Energieunternehmen soll beweisen, dass Gebäude über das Jahr mehr Energie produzieren können, als sie verbrauchen. Dass Plus-Energie-Hochhäuser keine Utopie sondern Realität sind zeigt ein Beispiel in Wien. Dort steht seit 5 Jahren an der technischen Universität ein Plus-Energie-Bürohochhaus.

Wir fordern deshalb den Gemeinderat auf:

  • eine Machbarkeitsstudie zu erstellen und Grundlagen zu erarbeiten, wie auf dem ESP Ausserholligen ein PEQ entstehen kann.
  • sich bei der weiteren Planung des ESP Ausserholligen bei den verschiedenen Grundeigentümern dafür einzusetzen, dass aus dem ESP insgesamt ein PEQ entsteht (mit Absichtserklärungen auf vertraglicher Basis).
  • sich bei ewb und der BLS dafür einzusetzen, dass das ewb/BLS-Areal ein PEQ wird. Dazu soll ewb im Studienauftrag von den Teilnehmenden Überlegungen und Umsetzungsmöglichkeiten einfordern, wie ein PEQ auf dem ewb/BLS-Areal realisierbar ist.

Dringlichkeitsbegründung: Gegen den Klimawandel brauchen wir sehr dringende und konsequente Massnahmen. Der Gemeinderat will PEQ realisieren. Im ESP Ausserholligen und insbesondere auf dem ewb/BLS-Areal bieten sich gute Gelegenheiten. Da der Start des Studienauftrags für das ewb/BLS-Areal im Frühling 2020 vorgesehen ist und parallel dazu eine ÜO ausgearbeitet wird, müssen die Rahmenbedingungen zur Schaffung eines PEQ rasch geklärt werden. Zudem ist die Planung für das Areal Weyer West auch schon fortgeschritten. Die öffentliche Mitwirkung zur ÜO fand im Sommer 2019 statt. Auch für diesen Teil des ESP müssen die energetischen Rahmenbedingungen rasch festgelegt werden.

[1] BZ, Mittwoch 4. Februar 2015, Christoph Hämmann