Dringliche Interpellation Fraktion GB/JA! (Rahel Ruch, GB / Katharina Gallizzi, GB):

Verschiedene Berner Medien berichteten Anfang September 2018 über die Absicht des Gemeinderates, den E-Prix, der dieses Jahr in Zürich stattgefunden hat, 2019 nach Bern zu holen. Rund um diese Grossveranstaltung in Zürich wurden dort diverse Vorstösse eingereicht, Quartiere sammelten Unterschriften dagegen und auch die Stadtregierung sprach nach dem Anlass von einer grossen Belastung für die Bevölkerung.

Ausserdem ist es zweifelhaft, ob ein Formel E – Rennen dazu beitragen kann, dass mehr Menschen auf individuelle Auto-Mobilität verzichten. So hält der Gemeinderat in seiner Energie- und Klimastrategie 2025 richtigerweise fest, dass die Förderung und die Anreize für Elektromobilität sorgfältig ausgestaltet werden müsse, um unerwünschte Effekte, «z.B. höherer Motorisierungsgrad bei Privatpersonen» zu vermeiden. Die Glorifizierung und Kommerzialisierung von E-Mobilität via E-Prix scheint den Interpellantinnen genau in diese (falsche) Richtung zu führen. Die Energie-und Klimastrategie hält ebenfalls fest, dass die Stadt Bern den grösstmöglichen Beitrag an die Umsetzung der 2000-Watt-Gesellschaft leisten soll. Dies lässt sich jedoch nur erreichen, wenn Energie effizient und sinnvoll genutzt wird. Die Durchführung eines Autorennens, egal ob mit benzin- oder batteriebetrieben Fahrzeugen, widerspricht nach Ansicht der Interpellantinnen diesem Ziel.

Der Gemeinderat wird gebeten, folgende Fragen zu beantworten:

  1. Welchen Nutzen hat die Durchführung des E-Prix 2019 für die Stadt Bern aus Sicht des Gemeinderats?
  2. Welchen Beitrag leistet der E-Prix 2019 zur Erreichung der Bernischen Energie- und Klimaziele?
  3. Welche Botschaften will der Gemeinderat gegenüber der Bevölkerung mit diesem Event transportieren?
  4. Wie gedenkt der Gemeinderat sicherzustellen, dass die schlechten Erfahrungen aus Zürich in Bern vermieden werden? (Lärmbelästigung, Beeinträchtigung des öffentlichen Verkehrs, Absperrungen ganzer Quartiere, Beschädigung von Parkanlagen, massiver Auf- und Abbauverkehr)
  5. Plant der Gemeinderat, den Anlass finanziell bzw. mit Gebührenbefreiung unterstützen und wenn ja, wie begründet er dies? Mit welchen Kosten für die Stadt Bern rechnet er darüber hinaus?
  6. In Zürich war das Rennen mit dem eDays-Symposium an der ETH verbunden. Macht der Gemeinderat auch Auflagen für eine Verbindung mit der Forschung/Entwicklung? Wenn ja, mit wem?
  7. Hat der Veranstalter die Auflage, eine umfassende Ökobilanz (inkl. Auf- und Abbau, Durchführung, Zuschauer/innen, Transporte, Anreisen etc.) zu machen? Wenn nein, ist der Gemeinderat bereit, das zu verlangen?
  8. Kann der Gemeinderat sicherstellen, dass die gesamte Veranstaltung klimaneutral durchgeführt wird?

Begründung der Dringlichkeit: Das Formel-E Rennen soll laut Medienberichten am 8. Juni 2019 stattfinden und die Verhandlungen mit der Stadt Bern sind bereits in vollem Gang. Die kritische Auseinandersetzung mit diesem Event muss also jetzt erflogen, damit die Überlegungen noch in die Verhandlungen einfliessen können.

Bern, 13. Sept. 2018