Interfraktionelle Interpellation SP, GB, GFL,GLP (Stefan Jordi, SP; Stéphanie Penher, GB; Lukas Gutzwiler, GFL; Melanie Mettler, GLP)

Am 27. November 2012 präsentierte der Gemeinderat den Masterplan der Burgergemeinde und der Stadt Bern zur Entwicklungsphase 2 des WankdorfCity. Wie bei der momentan in der Realisierung stehenden Planung der ersten Etappe stellt sich die Frage nach einem angemessenen Wohnanteil. Leider waren die Investorinnen und Investoren nicht bereit, bei der ersten Etappe einen namhaften Anteil an Wohnungen zu realisieren. Dies kann nun in der zweiten Phase korrigiert werden.
Der Gemeinderat hat sich bereits am 8. Juni 2011 in der Antwort auf die Interpellation der Fraktion SP/JUSO (Gisela Vollmer/Rithy Chheng, SP): «Stopp der Wohnungsnot. Schermenareal: Verzicht auf einen Dienstleistungsgürtel von WankdorfCity bis Ostermundigen?» wie folgt geäussert: «Im Gebiet WankdorfCity besteht die Absicht, eine namhafte Anzahl Wohnungen zu realisieren.»
Auch im Masterplan zur Entwicklungsphase 2 wird festgehalten, dass das Potential für Wohnnutzung vorhanden ist (S. 21). Überraschend ist aber, dass der Masterplan in der favorisierten Variante 1 einen Wohnanteil von lediglich rund 20% vorsieht und zwar im Segment «Lofts und Kleinwohnungen für mobile Menschen».
Das Gebiet Wankdorf City ist zwischen Autobahn und Eisenbahnachse eingebettet und bildet quasi eine Insel. Zugleich sind alle wichtigen Infrastruktureinrichtungen wie Einkaufen, Schulen, Sport- und Freizeiteinrichtungen, Naherholungsgebiete und ein ausgezeichnetes ÖV-Netz in unmittelbarer Nähe. Die Lage bietet zudem die attraktive Situation eines kleinen, vom Durchgangsverkehr von vornherein befreiten Quartiers. Durch geschickte Planung des Areals können diese Vorteile die allfälligen Nachteile, wie z.B. Lärm, aufwiegen. So zeigt das Beispiel Schönburg Ost auf, wie mit Standortnachteilen umgegangen werden kann.
Wir stellen auf Grund der Widersprüchlichkeit der Angaben des Gemeinderats folgende Fragen:

1. Was sind die Lehren des Gemeinderats aus der ersten Etappe? Weshalb konnten keine Investoren für Wohnbauten gefunden werden? Welche möglichen weiteren Zielgruppen kommen für den Wohnungsbau in Frage (gemeinnütziger Wohnbau, Stockwerkeigentum, Wohnen im Alter)?
2. Auf dem Gebiet im Eigentum der Stadt Bern und der Burgergemeinde wäre ein Wohnanteil von bis zu 100% möglich, davon mindestens die Hälfte gemeinnütziger Wohnungsbau. Dies hätte ein Potential von bis zu 2500 BewohnerInnen und würde zu mehr Steuereinnahmen als bei juristischen Personen führen.
a. Sind die planungsrechtlichen Grundlagen vorhanden, damit ein Quartier mit einem Wohnanteil von 80% entstehen könnte? Welche Massnahmen wären zu ergreifen, damit ein solcher Wohnanteil zu erreichen wäre?
b. Wieso verfolgen der Gemeinderat und die Burgergemeinde Bern nicht eine Variante mit einem höheren Wohnanteil? Welche Auswirkungen hätte ein grosses Wohnquartier im Wankdorf auf die Bevölkerungsentwicklung, das Steueraufkommen und die öffentlichen Institutionen (Schulen etc.)?
3. Das Fahrtenmodell im Richtplan ESP Wankdorf ermöglicht mittelfristig zusätzlich 2700 Fahrten/Tag. Mit der vorgesehenen Nutzung von 149‘200 m2 BGF vorwiegend im Dienstleistungssektor wird das Fahrtenaufkommen auf zusätzlich 9700 Fahrten/Tag geschätzt. Das heisst, dass 6300 Fahrten in Zukunft weder ein Kontingent hätten, noch von der bestehenden Verkehrsinfrastruktur aufgefangen werden könnten (siehe Masterplan S. 28).
a. Wie beurteilt er die Chance, dass das Verkehrsaufkommen auf ein verträgliches und zulässiges Mass reduziert werden könnte, wenn der Wohnanteil auf 80% erhöht würde?
b. Wie geht der Gemeinerat mit der zu erwartenden Verletzung des Richtplans um?
c. Welche Massnahmen sieht er vor, falls die im Masterplan favorisierte Variante 1 mit rund 20% Wohnanteil realisiert werden würde?

Bern, 20.06.2013