AL/PdA (Eva Chen), GB/JA! (Franziska Geiser), SP/Juso (Barbara Keller), GFL/EVP (Mirjam Roder): Deutschkurse auch für qualifizierte Migrant*innen[1] fördern.

Seit 15 Jahren führt der cfd – die feministische Friedensorganisation – ein Berufsmentoring-Programm für qualifizierte Migrantinnen in der Stadt Bern durch. Das Ziel des Programms ist, dass die Mentees ihre Ressourcen und Qualifikationen gezielt einsetzen können, und dass sie Zugang zu Informationen und Netzwerken der Arbeitswelt finden. Der vorliegende Vorstoss entstand in Zusammenarbeit von Teilnehmenden des Mentoringprogramms und Politiker*innen im Rahmen des «PolitikTisch» des cfd.

Die Mentees des cfd werden von Berufsleuten aus der gleichen Branche begleitet und sie können beispielsweise Bewerbungsgespräche üben, Wirtschaftskompetenzen erwerben, Kontakte knüpfen etc. Über die Jahre hat sich gezeigt, dass die Frauen bei der beruflichen Integration immer wieder mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert sind: Ihre Diplome werden nicht anerkannt, ihnen fehlt das berufliche Netzwerk. Die Frauen finden oft keine Stelle, die ihrer beruflichen Qualifikation entspricht, dies liegt nicht zuletzt oft an den nicht genügenden Deutschkompetenzen.

Der cfd hat deshalb eine Umfrage bei ehemaligen Mentees durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: Zwar gibt es in Bern zahlreiche Deutschkurse und den «Deutschbon», aber es fehlen berufsspezifische Kurse, z.B. für den technischen oder sozialen Bereich oder für Informatikberufe. Zudem fehlt es an Kursen, die sich an Menschen richten, welche eine neue Sprache schnell erfassen können und es fehlen generell Kurse auf höherem Niveau (ab B1) mit der Möglichkeit der gleichzeitigen Kinderbetreuung. Ein weiteres Bedürfnis besteht nach Berndeutschkursen, auch diese Kenntnisse sind am Arbeitsplatz nicht zu unterschätzen. Ausserdem sind die Deutschkurse teurer, je höher das Niveau ist.

Deshalb fordern wir:

  1. dass die Stadt Bern den genauen Bedarf an Kursen abklärt.
  2. dass das Modell und die Ressourcen der «Deutschbons» ausgeweitet werden, so dass nicht nur Kurse besucht werden können, um basale Kenntnisse zu erwerben, sondern auch für weitergehende Qualifizierungen.
  3. dass die Stadt abklärt, wie die Kinderbetreuung während Kursen ausgeweitet werden kann, um die Vereinbarkeit zu verbessern.

Begründung:

Die Arbeitsintegration ist ein wichtiger Faktor für die Teilhabe an der Gesellschaft. Sprachkompetenzen spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Stadt Bern ist dafür mitverantwortlich, dass Förder- und Unterstützungsangebote genug flexibel ausgelegt sind, um den Bedürfnissen von Personen mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Qualifikationsgraden gerecht zu werden. Angebote wie der «Deutschbon» sind hochschwellig und zielen auf eine zu homogene Gruppe ab. Insbesondere auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels können von einem erweiterten, niederschwelligeren und passgenauen Konzept viele Akteur*innen profitieren. Ein gesichertes Kinderbetreuungsangebot ist zudem essenziell, um den Zugang auch für Frauen sicherzustellen.

Anmerkung zum Vorstoss:
Der vorliegende Vorstoss entstand im Austausch zwischen Teilnehmenden des Mentoringprogramms und Politiker:innen im Rahmen des PolitikTisch des cfd. Er wurde erarbeitet in Zusammenarbeit mit den ehemaligen Mentees: Nilguen Oezdal, Maria, Berny und Elif Sumeyra

[1] In diesem Vorstoss wird spezifisch von qualifizierten Migrant*innen geschrieben. Oftmals bestehen gegenüber Personen, die in die Schweiz migrieren, Vorurteile, laut welchen sie als unqualifiziert und defizitär eingestuft werden. Viele der Migrant*innen, die in die Schweiz migrieren, verfügen aber über eine abgeschlossene Berufsausbildung und/oder über einen tertiären Bildungsabschluss. Deshalb ist es im Folgenden zentral, die Qualifikation der Migrant*innen hervorzuheben.