Postulat: Anreizsysteme für Migrant:innen zur Erleichterung des Einstiegs in den Arbeitsmarkt der Stadt Bern
GFL/EVP, SP/JUSO, GB/JA, AL/PdA (Mirjam Roder, GFL/ Lena Allenspach, SP/ Franziska Geiser, GB/ Eva Chen, AL)
Seit 15 Jahren führt der cfd – die feministische Friedensorganisation das Berufsmentoring-Programm für qualifizierte Migrantinnen in der Stadt Bern durch. Das Ziel des Programms ist die Sensibilisierung für die Kompetenzen, das hohe Bildungsniveau, die bessere Nutzung der Ressourcen und Qualifikationen sowie die Verbesserung des Zugangs qualifizierter Migrantinnen zu Informationen und Netzwerken der Arbeitswelt.
Migrant:innen haben auf dem Schweizer Arbeitsmarkt mit vielen Hindernissen zu kämpfen. Auch qualifizierte Migrant:innen, die über qualifizierende Abschlüsse und berufliche Erfahrungen verfügen, werden oft unter ihrem Potenzial eingesetzt oder finden gar keine Arbeit. In der Schweiz übten 2020 19% der Arbeitnehmenden mit Migrationshintergrund, welche über einen Tertiärabschluss verfügen, einen Beruf aus, für den sie überqualifiziert sind. Diese Problematik trifft aber nicht nur auf Menschen mit Migrantionshintergrund zu, sondern auch auf Menschen und insbesondere Frauen, die beispielsweise aufgrund von Betreuungspflichten länger nicht in der Erwerbsarbeit tätig waren. Oft sind ausländische Abschlüsse in der Schweiz nicht oder nur teilweise anerkannt, was dazu führt, dass Migrant:innen ihre Berufserfahrung und Qualifikationen nicht vollständig nutzen können. Dabei stellen Sprachkenntnisse häufig eine der grössten Hürden für Migrant:innen bei der Arbeitssuche dar.
In der modernen Arbeitswelt gewinnen Schlüsselkompetenzen wie Organisationsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Belastbarkeit oder Verantwortungsbereitschaft zunehmend an Bedeutung. Diese stellen kein Fachwissen dar, sondern ermöglichen den kompetenten Umgang mit fachlichem Wissen und umfassen Fähigkeiten, veränderte Umweltzustände am Arbeitsplatz zu bewältigen. Dazu gehören die Bewältigung von Aufgaben, die soziale Interaktion mit Vorgesetzten, Mitarbeitenden und Kund:innen, die Einarbeitung in neue Arbeitsinhalte oder Änderungen des Arbeitsablaufs. Ein Mittel zur Erfassung von Kompetenzen, die ausserhalb der Erwerbsarbeit erworben wurden, wurde bereits mit dem Instrument zur Erfassung von Schlüsselkompetenzen (IESKO) konzipiert. Dieses Vorgehen fördert die Gleichbehandlung von Bewerbenden mit unterschiedlichen Lebensläufen. Insgesamt können Schlüsselkompetenzen Migrant:innen helfen, die Herausforderungen beim Einstieg in den Arbeitsmarkt zu bewältigen.
Die Einsetzung von Migrant:innen unter ihrem Potenzial hat nicht nur negative Auswirkungen auf die betroffenen Migrant:innen selbst, sondern auch auf den Arbeitsmarkt. Eine erfolgreiche Integration von Migrant:innen in den Arbeitsmarkt bedeutet nicht nur eine bessere wirtschaftliche Situation für sie, sondern auch einen Beitrag zur Fachkräftesicherung und zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit von Sozialleistungen.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müssen Massnahmen ergriffen werden, die Migrant:innen bei der Integration in den Arbeitsmarkt unterstützen.
Der Gemeinderat wird daher gebeten, zu prüfen:
- Wie im Rahmen der städtischen Personalpolitik bestehende Instrumente zum Einbezug von Schlüsselqualifikationen Teil des Selektionsverfahrens werden können
- Wie die Erfahrungen damit evaluiert und in geeigneter Form der Wirtschaft zugänglich gemacht werden.
- Welche Anreizsysteme von der Stadt Bern möglich sind, damit Migrant:innen den Einstieg in den Arbeitsmarkt der Stadt Bern finden.