Anna Leissing, GB; Tanja Miljanovic, GFL; Mirjam Roder, GFL

Der Ausbau der Fernwärme schreitet voran und es wird ein zusätzliches Netz von 50 km angestrebt[1]. Dabei soll der Westen von Bern mit einer neuen Heizzentrale basierend auf Energieholz versorgt werden. Energieholz ist zwar eine erneuerbare Energieressource[2], aber auch diese Ressource ist beschränkt und muss vermehrt importiert werden[3]. Aus diesem Grund hat die die Stadt Zürich erst kürzlich ihre Energieholzstrategie angepasst und will Holzenergie nur noch dort einsetzen, wo andere erneuerbare Quellen nicht ausreichen.[4]
In diesem Sinne ist eine „erneuerbare“ Ressource nicht per se auch die lokal nachhaltigste Energievariante. Holzenergie ist ein wichtiger Baustein unserer Energieversorgung, aber wir müssen sehr sorgfältig damit umgehen und es möglichst nur dort einsetzen, wo beispielsweise Erdwärmesonden aus Sicht des Grundwasserschutzes nicht möglich sind.
In der Stadt Bern sind verschiedene grössere Bauprojekte in der Planung, bspw. Viererfeld oder ESP Ausserholligen. Gemäss den aktuellen Dokumenten des Gemeinderats ist an beiden Orten der Anschluss an das auszubauende Fernwärmenetz vorgesehen. Die zentrale Fernwärme hat gegenüber anderen Heizsystemen folgende Nachteile:
– Im Winter muss die Spitzenlast mit einem wesentlichen Anteil von Erdgas bereitgestellt werden, so dass über das Jahr ein Anteil von rund einem Drittel Erdgas resultiert.
– Gemäss bisherigen Erfahrungen will sich nur ein kleiner Teil der Gebäudebesitzenden an das neue Fernwärmenetz anschliessen lassen, was dazu führt, dass das Netz sehr grobmaschig wird und die Energiedichte pro Leitungskilometer abnimmt.
– Auch Holz ist eine beschränkte Ressource, mit welcher sparsam umgegangen werden sollte.
Die geplanten Neubauten werden energetisch einem sehr guten Standard entsprechen und somit wenig Wärmenergie pro Wohnfläche benötigen. Aus diesem Grund ist es angezeigt, auch andere Technologien (z. B. Erdwärmesonden) zu prüfen.
Der Energierichtplan der Stadt Bern zeigt, dass das Viererfeld mit Erdwärmesonden erschlossen werden könnte. Beim ESP Ausserholligen ist die Situation komplexer, da das Gebiet gemäss der kantonalen Gewässerschutzkarte im Gewässerschutzbereich Au liegt und somit beim Grundwasserschutz Vorsicht geboten ist. Gemäss Fachleuten ist aber die Nutzungsmöglichkeit von Grundwasser mittels Wärmepumpen grundsätzlich vorhanden, da der Grundwasserleiter durch Altlasten belastet ist.

Wir bitten deshalb den Gemeinderat bei den geplanten Neubauprojekten den Einsatz von Erdwärmesonden prioritär zu prüfen und die Fernwärme nur in Gebieten mit Bestandesbauten zu priorisieren.

[1]  Ausbau Fernwärme – Aues für Bärn (ausbau-fernwaerme.be)

[2]  Sogar in einem Land wie Bosnien, in dem seit Jahrzehnten in Städten nahezu standartmässig Fernwärme zwecks Energiegewinnung genutzt wird, werden seit Jahren neue Überbauungen mehrheitlich mit Erdwärmesonden energetisch versorgt und nicht mehr an das städtische Fernwärmenetz angeschlossen. 

[3]  Internationale Recherche zu Holz-Labels: Der grosse Schwindel mit Öko-Holz | der Bund

[4]  Stadtrat regelt Verwendung von Holz als Energieträger – Stadt Zürich (stadt-zuerich.ch)