Parkplätze auf öffentlichem Grund um mindestens 10 Prozent reduzieren
Motion Fraktion GB/JA! (Stéphanie Penher, GB / Franziska Grossenbacher, GB):
Das Parkplatzangebot für die Personenwagen von Beschäftigten, Bewohnern oder Kundinnen hat einen wesentlichen Einfluss auf die Verkehrsmittelwahl und damit auf das Verkehrsgeschehen. Die gute ÖV-Erschliessung und die kurzen Stadtwege haben in der Stadt Bern dazu geführt, dass immer mehr BewohnerInnen auf ein eigenes Auto verzichten. Der Anteil der Haushalte ohne Auto liegt heute bei 53 Prozent. Gemäss statistischem Jahrbuch von Bern sind in der Stadt Bern 49’851 Personenwagen der lokalen Bevölkerung im Verkehr. Das Automobil ist primär zum Stehenlassen da. Das zeigt die Statistik: Ende 2011 waren auf Schweizer Strassen 5,5 Millionen Motorfahrzeuge und Anhänger zugelassen – davon 4,2 Millionen Personenwagen. Sie waren im Durchschnitt pro Tag nur knapp 40 Kilometer beziehungsweise 100 Minuten in Fahrt. Mit anderen Worten: Meist stehen die Fahrzeuge irgendwo herum und dies auf Kosten des wertvollen öffentlichen Raums.
Gemäss Verkehrsbericht der Stadt Bern vom Juni 2012 stehen rund 104’000 Parkplätze zur Verfügung. 79’500 davon sind privat und 24’500 öffentlich zugänglich. Von diesen 24’500 wiederum liegt über die Hälfte (ca. 60 Prozent) in einer blauen oder weissen Parkzone, wo nur Anwohner und ansässige Geschäfte eine Parkbewilligung erwerben können, die ihnen uneingeschränktes Parkieren erlaubt. Quartierfremde hingegen können beschränkte Bewilligungen für 4- und 24-Stunden erwerben, dies für 9 respektive 16 Franken. Etwa 6300 öffentliche Parkfelder sind an Strassenrändern und auf Plätzen markiert, wo bei einer Parkdauer von einer Stunde und mehr eine Gebühr von 2.20 erhoben wird. Acht grosse städtische Parkhäuser bieten insgesamt 3639 Kurzparkplätze. Sie werden privat betrieben, die Immobilien gehören aber in der Regel der Stadt und deren Vertreter haben Einsitz in den Verwaltungsräten der Immobiliengesellschaften. Für einen Platz im zentral in der Innenstadt gelegenen (und damit auch teuersten) Parkhaus Metroparking, bezahlt man werktags zwischen 08.00 und 22.00 Uhr Franken 4.40 Grundtaxe für die erste Stunde – und 1.10 Fr. pro weitere 15 Minuten.
Der Gemeinderat will den motorisierten Individualverkehr in der Stadt Bern auch in Zukunft möglichst effizient und umweltfreundlich abwickeln. Die Belastungen durch den Verkehr sollen weiter vermieden, verlagert oder verträglich gestaltet werden. In diesem Sinne sollte Bern eine restriktivere Parkplatzpolitik verfolgen, in Rücksicht auf die begrenzten Strassenkapazitäten und die überhöhten Luft- und Lärmbelastungen. Durch die Reduktion von Parkplätzen auf öffentlichem Grund könnten weitere Begegnungszonen geschaffen und die Verkehrssicherheit für Velos verbessert werden.
Wir bitten deshalb den Gemeinderat, die Anzahl der Parkplätze auf öffentlichem Grund um mindestens 10% zu reduzieren und damit das Parkplatzangebot an den geringeren Autobestand der Berner Bevölkerung anzupassen.
Bern, 24. Januar 2013