Nora Joos, JA!; Michael Ruefer, GLP

Heute wird ein Großteil des öffentlichen Raums in den Städten durch den motorisierten Individualverkehr (MIV) in Beschlag genommen. Diese Planung fürs Auto, die sich im Verlauf des letzten Jahrhunderts zu einer Selbstverständlichkeit entwickelt hat, ist in vielerlei Hinsicht ein Unsinn: Erstens führt das Angebot breiter Strassen zu mehr Autoverkehr in den Städten. Dies hat – neben der offensichtlichen klimaschädlichen Wirkung – für die Bevölkerung negative Auswirkungen wie erhöhte Verkehrsunfälle, Lärm, Abwärme und massive Schadstoffbelastungen zur Folge. Zweitens nehmen Autos im Verhältnis zur Anzahl der transportierten Personen viel mehr Platz in Beschlag als alle anderen gängigen Verkehrsmittel. Setzte man konsequent auf den ÖV, Fuss- und Veloverkehr, ließe sich das Transportbedürfnis in den Städten auf einer deutlich kleineren Fläche decken. Drittens verdrängen die Autos das öffentliche Leben von den Strassen. Viel Raum, der von der Bevölkerung anderweitig genutzt werden könnte, geht für Autospuren verloren. Die vielen versiegelten Flächen der Strassen und Parkplätze führen zudem zur Erhitzung der Städte.

Damit das Ziel einer autoarmen Stadt Bern und die Reduktion des durch den MIV beanspruchten Fläche erreicht werden kann, müssen Schritt für Schritt dafür geeignete Strassen, Brücken oder ganze Stadtteile in Bern für den MIV gesperrt werden.

Angegangen soll das übergreifende Ziel «Autoarme Stadt Bern» neben den bereits laufenden Initiativen (autofreier Bahnhofsplatz[1], autofreie Innenstadt[2], Reduktion des MIV Raums[3], etc.) nun zusätzlich bei der Kornhausbrücke.  Für die Sperrung der Kornhausbrücke sprechen für die Motionär*innen neben den obigen übergreifenden Gründen, insbesondere folgende konkreten Aspekte:  

  • Der Platz auf der Kornhausbrücke ist beschränkt. Regelmässig kommt es zu Unfällen, bei denen Velofahrer*innen als schwächere Verkehrsteilnehmende Opfer sind. Eine Sperrung der Brücke für den MIV würde die Verkehrssicherheit auf dem viel befahrenen Strassenabschnitt neben den bereits geplanten Massnahmen im Rahmen der Sanierung der Kornhausbrücke weiter erhöhen.
  • Die Sperrung der Kornhausbrücke für den MIV trägt erheblich zum Ziel einer autofreien Innenstadt bei. Die Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raums dieses Stadtteiles kann so erheblich erhöht werden.

Aus Sicht der Motionär*innen ist folgender Motorverkehr von der MIV-Sperrung der Kornhausbrücke auszunehmen: Der Verkehr, der zur

  • Versorgung der Bevölkerung und des Gewerbes,
  • Aufrechterhaltung der öffentlichen Dienste, des Gewerbes und des öffentlichen Verkehrs
  • Gewährleistung der Mobilität für Menschen mit Behinderung oder eingeschränkter Mobilität erforderlich ist.

Der Gemeinderat wird hiermit beauftragt

  • die MIV-Sperrung der Kornhausbrücke mit den erwähnten Ausnahmen im Rahmen der Studie zum Basisnetz zu prüfen,
  • ein ordentliches Plangenehmigungsverfahren zur MIV-Sperrung der Kornhausbrücke mit den erwähnten Ausnahmen durchzuführen,
  • Massnahmen zu definieren, um den von der Sperrung ausgenommen Verkehr durch nicht fossile alternative Antriebe oder Verkehrsmitteln vollständig zu ersetzen und
  • subsidiär zu prüfen, ob eine Sperrung der Kornhausbrücke für den MIV täglich für gewisse Zeitabschnitte möglich ist. (oder andere mögliche Alternativen zur Reduktion des MIVs auf der Kornhausbrücke)

[1] 2021.SR.000099 Interfraktionelle Motion GB/JA!, GFL/EVP, SP/JUSO, AL/GaP/PdA (Eva Krattiger, JA!/Katharina Gallizzi, GB/Brigitte Hilty Haller, GFL/Timur Akcasayar, SP/Jemima Fischer, AL): Planung autofreier Bahnhofplatz jetzt an die Hand nehmen!

[2] 2020.SR.000347 Motion Fraktion GFL/EVP (Manuel C. Widmer, GFL/Bettina Jans-Troxler, EVP):
Bern autofrei

[3] 2022.SR.000158 Motion Fraktion GB/JA! (Mahir Sancar/Anna Jegher/Nora Joos, JA!): Umverteilung der MIV-Infrastruktur