Postulat Fraktion GB/JA! (Sabine Baumgartner, GB, Cristina Anliker Mansour, GB)

Im Volksschulgesetz ist der Grundsatz verankert, dass Kinder und Jugendliche mit Behinderungen nach Möglichkeit in den ordentlichen Bildungsgängen der Volksschule geschult und gefördert werden sollen. Diesem Grundsatz gegenüber besteht für Kinder mit Behinderungen im Vorschulbereich eine eigentliche Betreuungslücke. Eltern mit Kleinkindern mit Behinderungen haben grösste Schwierigkeiten, einen Betreuungsplatz in einer Kita zu finden. Im frühen Alter brauchen jedoch auch Kinder mit Behinderungen eine Umgebung mit anderen Kindern, um sich zu entwickeln. Dadurch werden sie stimuliert und entwickeln sich schneller, als wenn sie in Spezialeinrichtungen untergebracht sind. Sie können dabei auch eine gewisse Autonomie entfalten.

Das schweizweit einzigartige Integrationsprojekt Kita Plus (unter der Leitung der Schweizer Stiftung KiFa Kind und Familie und in Zusammenarbeit mit der Stadt Luzern, den Heilpädagogischen Früherziehungsdiensten des Kantons Luzern, des Verbandes Kindertagesstätten der Schweiz (KiTaS) und der Kinderspitex-Organisation „Kinderspitex plus“) wurde im Herbst 2012 in Luzern lanciert. Im Rahmen einer 2-jährigen Pilotphase können 8 Kinder mit Behinderungen an 2 Tagen pro Woche in einer regulären Kindertagesstätte der Stadt Luzern familienergänzt betreut werden. Das Pilotprojekt wird durch das Institut für Schule und Heterogenität (ISH) der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz (PHZ), Luzern, wissenschaftlich begleitet und 2014 evaluiert. Es soll anschliessend während 5 Jahren mit der Integration von rund 30 Kindern weitergeführt werden. Das Projekt bringt Kindern mit Behinderungen vor allem soziale Lebensqualität, indem es ihnen die Möglichkeit bietet, Zeit mit Gleichaltrigen ohne Behinderungen zu verbringen. Auch für die Eltern ist dieses Angebot eine Erleichterung, da sie durch wohnortnahe Betreuungsangebote entlastet und damit deren Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefördert wird. Nicht zuletzt ist das Projekt Kita Plus für alle Kinder sinnvoll, nicht nur für Kinder mit Behinderungen. Alle lernen dabei spielerisch, dass jeder Mensch anders ist und dass das Anderssein, zu dem auch die Behinderung gehört, vor allem eine Bereicherung darstellt. Das Projekt wird durch die Stiftung Kind und Familie KiFa Schweiz finanziert. Die Pilotphase wird mit einmaligen Beträgen durch das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB) und durch die Stadt Luzern zusätzlich unterstützt. Der Restbetrag wird durch die Eltern und die Kitas getragen.

Um dem Mangel an ausserfamiliären Betreuungsstrukturen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen in der Stadt Bern entgegenzuwirken, wird der Gemeinderat beauftragt, mittels eines Pilotprojekts, welches sich hinsichtlich der Finanzierungs- und Organisationsform sowie der Zusammenarbeit versch. involvierter Institutionen am Luzerner Vorbild orientiert, in der Stadt Bern zu prüfen, ob ein ähnliches Projekt in Bern sinnvoll ist.

Bern, 16. Oktober 2013