Interpellation: Welche Massnahmen ergreift der Gemeinderat, um die Bewohner*innen und Anwohner*innen der KU Tiefenau zu unterstützen?
Anna Leissing (GB)
Auftrag
Dem Gemeinderat wird um Beantwortung folgender Fragen gebeten:
- Einkaufsmöglichkeiten: In näherer Umgebung der KU Tiefenau gibt es keine kostengünstigen Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel. Eine Fahrt in die Stadt kostet ein Weg ohne Halbtax 6 Fr. Je nach Aufenthaltsstatus und Familiengrösse steht kaum Geld zur Verfügung, um die Fahrtkosten zu decken. Der Fussweg in die Stadt ist 3.5 km (bzw. 7 km hin und zurück). Welche Massnahmen sind seitens Stadt geplant, um diese Situation zu verbessern?
- Geschlechtergerechte Unterbringung: Der Monitoringbericht des Gemeinderats zur Situation in den Berner Asylunterkünften geht detailliert auf die Situation und den Bedarf punkto geschlechtergerechter Unterbringung ein.
- Wie wird die geschlechtergerechte Unterbringung in der KU Tiefenau sichergestellt?
- Welche spezifischen Bedürfnisse von FINTA+ Menschen wurden in der Tiefenau identifiziert und wie wird darauf eingegangen?
- Steht der Asylsozialdienst oder die Heilsarmee in Kontakt mit der städtischen Fachstelle für die Gleichstellung in Geschlechterfragen?In der KU leben Menschen mit Behinderungen
- In der KU leben Menschen mit Behinderungen
- Welche spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen wurden in der KU Tiefenau identifiziert?
- Wie wird auf ihre spezifischen Bedürfnisse eingegangen?
- Welche zusätzlichen Angebote werden finanziert?
- Steht der Asylsozialdienst oder die Heilsarmee in Kontakt mit der städtischen Fachstelle für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen?
- Senior*innen: In der KU leben Senior*innen
- Wie wird auf ihre spezifischen Bedürfnisse eingegangen?
- Welche zusätzlichen Angebote werden finanziert? Steht der Asylsozialdienst oder die Heilsarmee in Kontakt mit Alter Stadt Bern?
- Kinder und Jugendliche
- Welche Angebote und Massnahmen zur Sicherung des Kindswohls werden vom Kanton oder von städtischer Seite finanziert?
- Inwiefern werden den Erkenntnissen aus der Studie Kinder und Jugendliche in der Nothilfe im Asylbereich – Systematische Untersuchung der Situation in der Schweiz der Eidgenössischen Migrationskommission EKM Rechnung getragen?
- Werden Familien mit Kindern und Jugendlichen in der KU Tiefenau getrennt untergebracht von Einzelpersonen?
- Wie viel Mehrkosten würden es bedeuten, wenn jede Familie ab zwei Personen zwei Zimmer zur Verfügung hat? (Dass die gesamte Familie in einem Zimmer untergebracht wird, wird in der Studie als bedeutender Belastungsfaktor identifiziert)
- Wie kann sichergestellt werden, dass nach 6 Monaten ein Übertritt ins Regelschulsystem erfolgen kann, wie das von der eidgenössischen Migrationskommission (Prof. A. Lanfranchi) verlangt wird?
- Welche zusätzlichen Ressourcen werden für die «Aufnahmeschulen» zur Verfügung gestellt?
- Werden seitens der Stadt zusätzliche Aktivitäten vom DOK (Dachverband offene Arbeit mit Kindern) und toj (Trägerverein für die offene Jugendarbeit der Stadt Bern) finanziert?
- Welche Unterstützungsangebote werden für Familien mit Kindern unter 4 Jahren finanziert?
- Welche Freizeitaktivitäten sind für die verschiedenen Altersgruppen zugänglich?
- Welche Rückzugsmöglichkeiten bestehen für Kinder und Jugendliche?
- Werden ruhige Lernräume zur Verfügung gestellt, welche den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen entsprechen?
- Wie viele Spielzimmer stehen zur Verfügung? Sind diese frei zugänglich? Bzw. stehen genug Ressourcen zur Verfügung, damit ein begleiteter Zugang gewährt werden kann?
- Welche weiteren Angebote für Jugendliche werden von städtischer Seite finanziert?
- Wird ein Kinderbetreuungsangebot zur Verfügung gestellt, zu dem alle Familien Zugang haben?
- Medizinische Versorgung:
- Haben Bewohner*innen der KU Tiefenau, insbesondere Jugendliche, direkten Zugang zu gynäkologischer Versorgung?
- Werden Vorsorgeuntersuchungen für die Kinder und Jugendliche aktiv begleitet (mit Übersetzung)?
- Psychische Gesundheit: Kinder sind dauerhaft den Belastungen der Eltern ausgesetzt. Zudem erleben Kinder in der Unterkunft teilweise verstörende Momente. Die psychische Gesundheit der Eltern ist zentral für die psychische Gesundheit der Kinder
- Welche Massnahmen werden getroffen, um die psychische Gesundheit der Eltern und Kinder zu stärken?
- Wie werden Kinder und Jugendliche begleitet, wenn sie gewalttätige Ereignisse in der KU erleben?
Begründung
Die Kollektivunterkunft Tiefenau wird von Stadt und Kanton als Vorzeigeprojekt gehandelt und gilt als eine der grössten KU’s schweizweit. Aktuell leben in der KU Tiefenau 351 Menschen, davon sind 104 unter 18 Jahren. Spätestens ab Sommer 2025, mit der Schliessung der Temporären Unterkunft Viererfeld (TUV), wird mit einer Kapazität der KU Tiefenau von 492 Plätzen gerechnet. Ein Projekt in dieser Grösse hat wesentlichen Einfluss auf die Dynamik und das Zusammenleben im Quartier. Dieser Tatsache wird in den Leistungsverträgen von Kanton und Stadt mit den leistungserbringenden Organisationen zu wenig Rechnung getragen. Die Finanzierung einer soziokulturellen Koordinationsstelle erachten wir als unabdingbar. In Zusammenarbeit mit den involvierten Organisationen sollen weitere Massnahmen geprüft und finanziert werden. Zudem leben in der KU Tiefenau sehr viele Kinder und Jugendliche über längere Zeit, diese Tatsache erfordert besondere zusätzliche Massnahmen. Auch für spezifische Bedürfnisse von Senior*innen und Menschen mit Behinderung, welche in der Unterkunft leben, bedarf es zusätzlicher Angebote. Schliesslich gilt es, die Empfehlungen zur geschlechtergerechter Unterbringung in Asylunterkünften auch in der KU Tiefenau anzuwenden. Wir erachten es als Aufgabe der Stadt zusätzliche Ressourcen zur Verfügung zu stellen.
Bern, 26. Juni 2025