SP/JUSO, AL/PdA (Valentina Achermann, SP / Chandru
Somasundaram
, SP / Matteo Micieli, PdA / Franziska Geiser, GB)

Seit 15 Jahren bietet der cfd (feministische Friedensorganisation) Mentoringprogramme für qualifizierte Migrantinnen an, das heisst für Migrantinnen mit abgeschlossener Berufsausbildung und/oder einem tertiären Bildungsabschluss. Die Mentees werden von Berufsleuten aus der gleichen Branche begleitet und sie können beispielsweise Bewerbungsgespräche üben, Wirtschaftskompetenzen erwerben, Kontakte knüpfen etc. Über die Jahre hat sich gezeigt, dass die Frauen bei der beruflichen Integration immer wieder mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert sind: Ihre Diplome werden nicht anerkannt, ihnen fehlt das berufliche Netzwerk. Die Frauen finden oft keine Stelle, die ihrer beruflichen Qualifikation entspricht. Dies liegt nicht zuletzt oft an einer mangelhaften Übersicht über die in der Stadt Bern vorhandenen Angebote in diesem Bereich sowie einem in der Stadt Bern nicht genügend sensibilisierten Arbeitsmarkt.

Der cfd hat deshalb eine Umfrage bei ehemaligen Mentees durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: Viele der Migrantinnen wissen nicht, an welche Anlaufstelle, Organisation oder Projekte sie sich wenden sollen. Viele der bereits bestehenden Angebote sind kaum bekannt und es bestehen Unsicherheiten, welche Stelle für welche Bereiche zuständig ist, oder welcher Gruppe sie wie weiterhelfen kann. Oft werden die Mentees von einer Anlaufstelle zur anderen weitergeleitet. Das ist für die Betroffenen sehr belastend und erschwert die Situation der Migrantinnen unnötigerweise. Das zeigt auch ein Bundartikel vom 10. Februar 2023: viele der niederschwelligen Plattformen für in Bern lebende Menschen, sind kaum bekannt.[1] Webseiten wie Hallo-Bern, die Seite der Stadt Bern und viele mehr würden eine erste Übersicht bieten und die Ankunft vereinfachen, es fehlt aber eine zentrale Stelle, welche die verschiedenen Informationsangebote untereinander vernetzen. Neben Orientierungsangebote für Neuankommende (die „Beratung für Neuzugezogene aus dem Ausland“ der Fachkommission für Migrations- und Rassismusfragen) ergänzen Organisationen wie Bernnetz, MosaiQ, Multimundo oder der cfd das Angebot mit Vernetzungsangeboten mit der Privatwirtschaft, Arbeitsintegration oder Bildungsmodule. Es mangelt also nicht an Projekten, sondern  an einem Überblick über das bereits Bestehende. Auch der Wirtschaftsraum Bern ist zu wenig über das enorme Potenzial dieser Menschen informiert. Sich in diesem Dickicht von Anlaufstellen, Internetplattformen und Organisationen zurechtzufinden, stellt also ein unnötiges Hindernis für Betroffene und Anbieter*innen dar.

Wir bitten den Gemeinderat deshalb höflich, zu prüfen

  1. Wie bestehende Angebote und Projekte aus der Zivilgesellschaft und der Stadt Bern zur Arbeitsintegration von qualifizierten Migrant*innen bekanntgemacht werden können
  2. Ob es im Sinne der Übersicht über die Angebote dienlich wäre, die Angebote der Stadt Bern an zentraler Stelle zusammenzulegen.
  3. Wie Mitarbeitende im Bereich Migration über die bestehenden Angebote informiert werden können, um zuverlässig Auskunft geben zu können.
  4. Wie ausgelagerte Unternehmen der Stadt Bern, Organisationen mit Leistungsverträgen mit der Stadt Bern und die Privatwirtschaft auf die bestehenden Angebote zur Arbeitsintegration bzw. die qualifizierten Arbeitssuchenden aufmerksam gemacht und sensibilisiert werden können.
  5. Welche weiteren Massnahmen ergriffen werden müssen, um qualifizierte Migrant*innen in den Arbeitsmarkt zu integrieren (z.B. Flyer, Schulungen, Informationskampagnen etc.).

 

Anmerkung zum Vorstoss:

Der vorliegende Vorstoss entstand im Austausch zwischen Teilnehmenden des Mentoringprogramms und Politiker:innen im Rahmen des PolitikTisch des cfd. Die folgenden Teilnehmerinnen des Programms haben an der Ausformulierung des Vorstosses mitgearbeitet: Hoyos und Theodora Leite Stampfli.

[1] https://www.derbund.ch/braucht-es-so-viele-websites-fuer-gefluechtete-222084702276