Grüne Wirtschaft – Reduktion der Lebensmittelverschwendung in der Stadt Bern um einen Drittel
Motion Fraktion GB/JA! (Esther Oester, GB und Lea Bill JA!)
Bei einer Weltbevölkerung von 7 Milliarden hungern heute rund eine Milliarde, vorwiegend in den Entwicklungsländern und auf der Südhalbkugel. Die Herausforderung, alle zu ernähren, wird aus vielen verschiedenen Gründen weiterhin grösser: internationale Nahrungsmittelspekulation, Ungleichverteilung von Ressourcen und Lebenschancen, Zunahme von Ressourcenverbrauch in den aufstrebenden Ländern wie Brasilien, Indien, Russland und China; erschwerte landwirtschaftliche Produktionsbedingungen, Klimawandel usw. Dazu kommt, dass in den Industrieländern bis zu einem Drittel der produzierten Lebensmittel verschwendet d.h. weggeworfen werden.
Heute gehen ein Drittel der für den Schweizer Konsum produzierten Lebensmittel entlang der ganzen Lebensmittelkette verloren, das sind 2 Mio. Tonnen pro Jahr. Von den 3’360 kcal pro Person und Tag, die in der CH verfügbar sind, werden nur 2’250 kcal tatsächlich verzehrt.
Die Schweizerische Landwirtschaftspolitik fördert zwar die inländische Produktion, so werden noch zwei Drittel der Bedürfnisse mit Produkten aus dem Inland abgedeckt. Trotzdem fallen die Lebensmittelverluste entlang der ganzen Lebensmittelkette an: Produktion (13%), Handel (2%), Verarbeitung 30%, Detailhandel (5%), Gastronomie (5%), Haushalte 45%. Ein grosser Anteil dieser Verluste ist vermeidbar, sie entstehen z. B. aufgrund von Normen (zu kleine oder zu grosse Früchte), oder aus Unwissen über die Haltbarkeit und die Aufbewahrung.
Die Stadt Bern soll sich als Pionierin des nachhaltigen Wirtschaftens dafür einsetzen, ein Drittel der Lebensmittelverluste auf dem Gemeindegebiet zu vermeiden. Ein Ziel, das ohne viel Aufwand erreicht werden kann, aber viel bewirkt: 30% weniger Verschwendung heisst für die Schweiz 2 Millionen Tonnen CO2 vermeiden, entspricht 500’000 Personenwagen weniger auf der Strasse (12% aller Autos). Es bedeutet nicht 1/3 weniger essen, sondern 1/3 weniger Produktion, weniger Importe und weniger Ressourcenverbrauch und Abfall.
Grünes Wirtschaften erzielt ein Gleichgewicht zwischen Umwelt, Wirtschaft und sozialer Gerechtigkeit. Ressourcen werden wiederverwertet und Kreisläufe geschlossen.
Konkret soll sich der Gemeinderat dazu verpflichten, bis in fünf Jahren (2018) ein Drittel der Lebensmittelverschwendung (Basis Ende 2013) zu vermeiden. Dazu soll er einen Massnahmenplan vorlegen und regelmässig über die Fortschritte in der Umsetzung berichten.
Bei den Massnahmen sind folgende Prioritäten zu setzen:
1. Vermeiden:
Sensibilisierungskampagnen bei der Bevölkerung und dem Gewerbe mit dem Ziel der Reduktion von Lebensmittelverlusten durch Verhaltensänderungen beim Einkauf und Konsum und Vertrieb. Beispiel wwww.foodwaste.ch
2. Spenden:
Koordination mit und Förderung von Organisationen, die noch verwendbare Lebensmittel weiter verteilen (Tischlein deck Dich, Caritas, Gassenküche usw.)
3. Sammlung von Grüngut und Speiseresten bei Haushalten und gewerblichen Betrieben wie Spitäler, Heime, Kantinen gemäss der interfraktionellen Motion „Organischer Abfall zur Energiegewinnung einsammeln“, März 2009 und Oktober 2011.
4. Verwertung von Lebensmittelresten in Koordination mit den ARA und anderen öffentlichen oder privaten Anbietern.
Bern, 10. Januar 2013