Motion GB/JA! (Franziska Grossenbacher, GB)

Am 19. September 2014, lud die Stadt Bern die Medien zu einem Augenschein im Aussenraum der Fröschmatt ein. Die Sanierung der Städtischen Liegenschaft wurde 2012 in Angriff genommen und weist in zwei Bereichen Pioniercharakter auf: Einerseits wurde das 60-jährige Haus auf den MINERGIE-P-ECO Standard saniert. Anderseits wurden bei der Gestaltung des Aussenraums im Rahmen des Pilotprojekts „Biodiversität im urbanen Siedlungsraum“ neue Wege beschritten. Das Pilotprojekt verfolgte drei Ziele: Erstens sollen naturnahe Lebensräume für Zielarten (d.h. gefährdete Arten) geschaffen werden. Zweitens soll der Aussenraum durch die Anwohner rege genutzt werden und ein gutes Zusammenleben ermöglichen. Drittens soll der Aussenraum Möglichkeiten für Naturerlebnisse bieten.

Die Gestaltung des Aussenraumes erfolgte in folgendem Prozess: Eine Fachperson definierte in einem ersten Schritt die Zielarten und leitete aus deren Ansprüchen anzulegende Lebensraumtypen ab. Ein Mindestanteil an naturnahen Lebensräumen wurde festgelegt. Die Mieterschaft wurde anschliessend bei der Gestaltung des Aussenraumes aktiv einbezogen: Sie formulierte ihre Nutzungswünsche. In einem partizipativen Prozess wurden diese geprüft, allenfalls angepasst und in der Folge in die Tat umgesetzt. Für die Betreuung und Weiterentwicklung des naturnahen Aussenraumes wurde eine Gartengruppe gebildet. Alle Mieterinnen und Mieter der sanierten Liegenschaft unterzeichneten eine Charta, die ihr Einverständnis mit der naturnahen Umgebungsgestaltung deklariert. Der Unterhalt und die Pflege des Aussenraumes werden nicht aufwändiger ausfallen als mit einer herkömmlichen Gartengestaltung.

Die Bilanz des Pilotprojektes fällt sehr positiv aus: Die Mieterschaft arbeitete sehr interessiert und aktiv mit. Der partizipative Prozess löste eine gelungene Dynamik aus. Für die gefährdeten Arten konnten gleichzeitig wertvolle Lebensräume geschaffen werden. Es resultiert also eine Win-win-Situation für Mensch und Natur. Das Pilotprojekt ist eine wichtige Massnahme in der Umsetzung des am 12. Dezember 2012 vom Gemeinderat verabschiedeten Biodiversitätskonzeptes.

Diese neue Methode hat auch für die Gestaltung des Aussenraums von Schulanlagen grosses Potential. Dort macht der biodiverse Aussenraum doppelt Sinn: Einerseits können wertvolle Lebensräume geschaffen werden. Andererseits bieten die Schulanlagen Raum für Naturerlebnisse: Die Kinder können vor Ort erleben, was die Förderung der Biodiversität bedeutet.

Wir fordern deshalb den Gemeinderat auf:

1. Bei der Gestaltung von Aussenräumen von Wohnüberbauungen des städtischen Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik die Methode des Pilotprojekts „Biodiversität im urbanen Siedlungsraum“ anzuwenden und damit sowohl die Förderung der Biodiversität wie auch die Mitwirkung der künftigen Nutzerinnen und Nutzer sicherzustellen.

2. Bei Wohnüberbauungen, welche nicht in der Hand der Stadt sind, auf die Methode hinzuweisen und Anreize zur Umsetzung zu schaffen.

3. Bei der Gestaltung des Aussenraums von Schulanlagen die Methode des Pilotprojekts anzuwenden und sowohl die Bedürfnisse der Kinder wie auch die Förderung der Biodiversität zu berücksichtigen.

Bern, 16. Oktober 2014