Mobilitätsset für Zuzüger_innen beim Wohnortwechsel und beim Arbeitsplatzwechsel
Interfraktionelle Motion Fraktionen GB/JA!, SP/JUSO, GFL/EVP, GLP (Stéphanie Penher, GB; Michael Sutter, SP; Marcel Wüthrich, GFL; Matthias Egli, GLP): Mobilitätsset für Zuzüger_innen beim Wohnortwechsel und beim Arbeitsplatzwechsel
Statt den zunehmenden Verkehr immer nur mit baulichen Massnahmen schlucken zu wollen, ist es kostengünstiger, die Mobilität der Menschen durch ein sogenanntes Mobilitätsmanagement zu beeinflussen. Bei der Umsetzung solcher Massnahmen zeigt sich aber, dass die meisten Leute bei der Wahl ihrer Verkehrsmittel nicht ohne weiteres bereit sind, ihre Gewohnheiten zu ändern. Mobilität ist Alltag, und aus dem Alltag bricht man am ehesten dann aus, wenn eine grössere Veränderung ansteht – zum Beispiel ein Umzug. Im Rahmen des Nationalfondsprogramms 54 (NFP 54) «Nachhaltige Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung» wurde erforscht, dass «biografische Schnittstellen» wie Umzüge oder Arbeitsortswechsel Gelegenheit bieten, die Wahl der Verkehrsmittel nachhaltig zu beeinflussen. Das ist ein idealer Moment, um die Vorzüge des Zufussgehens, des Velofahrens und des öffentlichen Verkehrs in der Stadt Bern kennen zu lernen. Die NFP-Resultate zeigen zunächst, dass der Umzug aus Sicht der Mobilität sehr häufig ein Umzug in Richtung Nachhaltigkeit ist. Die Umzügler optimieren dabei in erster Linie ihren Arbeitsweg. Dies gilt natürlich vor allem dann, wenn der Umzug in Richtung zentraler Lage erfolgt. Weiter hat die Studie gezeigt, dass Neuzuzüger_innen häufig ihr Wissen über die Mobilitätsangebote überschätzen (vor allem des öffentlichen Verkehrs). Viele Befragte gaben an, über genügend Infos zu verfügen. Bei näherer Nachfrage ergab sich freilich durchaus ein Bedarf an zusätzlicher Information. Vor allem der Stand des Wissens bezüglich Velowegen erwies sich als relativ gering. Auch fehlt vielen Leuten das Bewusstsein dafür, dass sich die Wahl eines Wohnortes auch bei der Mobilität im Portemonnaie bemerkbar macht.
Ziel der Stadt Bern muss deshalb sein, möglichst viele Einwohnerinnen und Einwohner zu einer umweltbewussten Mobilität zu motivieren. Bei einem Wechsel des Wohnortes oder der Arbeitsstelle werden häufig auch zahlreiche Gewohnheiten hinterfragt, unter anderem die persönliche Mobilität. Folgende Fragen tauchen auf: Wie komme ich am neuen Ort zu meinem Arbeitsplatz, zum nächsten Einkaufszentrum oder zum Freizeitangebot? Verfügen Betroffene in diesem Moment über genügend Wissen und Motivation, können sie auch bisher ungewohnte Möglichkeiten ins Auge fassen. Ein Mobilitäts-Set, das neben Informationen auch Gutscheine zum Erproben von Alternativen zum motorisierten Individualverkehr enthält, kann eine sinnvolle Unterstützung sein. In der Stadt Thun wird seit 2002 (in der Gemeinde Köniz seit 2009) ein Mobilitäts-Set für Neuzuzüger_innen durch das Einwohneramt abgegeben. Nebst dem Regionalfahrplan BEOmobil enthält das Set Testgutscheine für regionale Mobilitätsangebote wie Bahn, Bus, Velostation, Taxi, Mobility CarSharing, für Hauslieferdienst Kurier. Das Echo aus der Bevölkerung ist positiv. Eine Auswertung hat aufgezeigt, dass Neuzuziehende das Angebot schätzen und vor allem den Regionalfahrplan und die Gutscheine nutzen.
Der Gemeinderat wird gebeten:
- Ein Zuzügerset abzugeben mit allen wichtigen Informationen zum Thema Mobilität in der Stadt Bern inkl. vieler Anreize, um auf den öffentlichen Verkehr, das Velofahren und das Zufussgehen umzusteigen und möglichst auf das eigene Auto zu verzichten und wo nötig auf Fahrzeuge mit erneuerbaren Energien (Elektromobilität) zu setzen.
- Das Zuzügerset so geringfügig anzupassen, dass es auch in Betrieben im Falle eines Arbeitsplatzwechsels verteilt werden kann.
- Das Zuzügerset entweder kostenneutral, (durch Werbung) fremdfinanziert und/oder als Bestandteil der Förderung des Fuss- und Veloverkehrs (RFFV) zu finanzieren. Der Finanzierungsanteil durch RFFV-Beiträge soll dem Anteil entsprechen, der innerhalb des Zuzügersets als Förderung des Fuss- und Veloverkehrs bestimmt ist.
9. November 2017