Die Stadtratsfraktionen GB/JA!, SP, GFL und GLP fordern den Gemeinderat in zwei Vorstössen auf, die wirtschaftlichen Folgen der Lohndiskriminierung von Frauen aufzuzeigen und diese mit griffigen Massnahmen zu bekämpfen. Sie reagieren damit auf neueste Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS), die eine unerklärte Lohndifferenz von nach wie vor 8.7% aufzeigen.

Zwei interfraktionelle Vorstösse vom 10. September 2015 thematisieren die unverändert hohe unerklärte Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern und fordern den Gemeinderat zum Handeln auf. Die einreichenden Fraktionen GB/JA!, SP, GFL und GLP verlangen einerseits Klarheit über die wirtschaftlichen Folgen der Lohndiskriminierung. Denn diese bedeutet nicht nur Mindereinkommen von durchschnittlich 678 Franken monatlich für die Frauen sowie entsprechende Einschnitte bei der Altersvorsorge. Auch der Stadt Bern entgehen dadurch Steuern, Sozialversicherungsbeiträge sowie Wirtschaftseinnahmen aufgrund der fehlenden Kaufkraft.
Andererseits fordern die Motionärinnen konkrete Massnahmen für mehr Lohntransparenz: Die Verwaltung und ihre ausgelagerten Betriebe sollen in Stellenausschreibungen die Lohnbandbreite der zu besetzenden Stelle offen legen. Lohntransparenz hat sich zur Bekämpfung von Lohndiskriminierung bewährt: In Europa kommunizieren zahlreiche Unternehmen und Verwaltungen in ihren Stellenausschreibungen die zu erwartenden Löhne. Auch die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) publizieren seit 2013 die Lohnbandbreite und haben damit positive Erfahrungen gemacht.
Fast 35 Jahre, nachdem der Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit in der Bundesverfassung seit 1981 verankert wurde, ist dieser noch immer nicht umgesetzt. Auch wenn im Privatsektor der unerklärte Lohnunterschied etwas höher ist, weisen die BFS-Zahlen vom 21. August 2015 auch für den öffentlichen Sektor Handlungsbedarf aus: Weibliche Verwaltungsangestellte verdienen für gleichwertige Arbeit durchschnittlich 6.4% oder monatlich 573 Franken weniger als ihre Kollegen. Die Stadt Bern setzt sich schon jetzt als Arbeitgeberin für Lohngleichheit ein und plant auch im Beschaffungswesen verbindliche Massnahmen. Nun hat sie mit der Einführung von Lohntransparenz die Chance auf eine Vorreiterrolle im Kampf gegen Lohndiskriminierung.