Politikerinnen vom Grünen Bündnis begleiteten am 28. November Männer auf dem Heimweg, um auf die Instrumentalisierung von Sicherheit aufmerksam zu machen. Obwohl Männer und Jungen – vor allem im öffentlichen Raum – häufiger Opfer von physischer Gewalt werden als Frauen, schränkt der aktuelle Sicherheitsdiskurs vor allem die Bewegungsfreiheit von Frauen ein und dient dazu, einzelne Bevölkerungsgruppen zu diskreditieren.

Haben Frauen und Mädchen mehr Angst im öffentlichen Raum oder zeigen Männer ihre Angst weniger? Akzeptiert die Gesellschaft Männergewalt als naturgegebene Verhaltensweise? Warum spricht man bei Gewalt im öffentlichen Raum vor allem über Täter und blendet die Opfer oft aus, während bei häuslicher Gewalt mehrheitlich die Opfer im Fokus sind und dadurch die (mehrheitlich männlichen) Täter ausblendet werden? Diese Fragen haben sich im Rahmen der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen zwei GB-Arbeitsgruppen gestellt.

Das Angebot der Frauen an Männer, sie zu ihrer Sicherheit auf dem Heimweg oder zum Bankomaten zu begleiten, hat einen ernsten Hintergrund. Es geht um einen Sicherheitsdiskurs, der den öffentlichen Raum als gefährlich für Frauen und Mädchen darstellt und diese damit in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkt sowie mehr Polizeipräsenz und Überwachung fordert – häufig, indem er Randgruppen und Ausländer pauschal als Risiko und Gefahr diskreditiert. Ein solcher Diskurs blendet aus, dass Männer grundsätzlich und vor allem im öffentlichen Raum häufiger Opfer von physischer Gewalt (durch meist männliche Täter) werden als Frauen, nimmt den Fokus weg von häuslicher Gewalt und banalisiert Gewalt unter Männern.

Mit ihrer Aktion wollen die grünen Politikerinnen ein Zeichen setzen für eine Sicherheitskultur, die Männer und Frauen mit ihren Ängsten ernst nimmt, aber dabei weder Grundrechte noch die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung oder Teilen davon einschränkt. Anstatt für Angstmacherei und Fremdenfeindlichkeit wollen sie für Solidarität und Zivilcourage einstehen.

Eine Aktion der AG Frauenpolitik und der ag macht des Grünen Bündnis Bern, im Rahmen der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen.
„Dass Jungs und Männer gewalttätiger sind als Mädchen und Frauen, wird von unserer Gesellschaft als selbstverständlich hingenommen. Ebenso klar ist demzufolge, dass Frauen sich vorzusehen haben, indem sie bestimmte Verhaltensregeln befolgen, um sich gegen Gewalt durch Männer zu schützen. Dass sich von Männern ausgeübte Gewalt jedoch grossenteils gegen das eigene Geschlecht richtet, wird kaum wahrgenommen. Das Risiko, ein Opfer von Gewalt zu werden, ist für Männer höher als für Frauen!“
„Jungs und Männer als Opfer von Gewalt“, Stadt Bern, Amt für Kindes- und Erwachsenenschutz, 2012.

„Die Mehrzahl der sexuellen Gewalttaten, nämlich bis zu 90%, wird im sozialen Umfeld begangen und zwar durch Bekannte, Verwandte und Partner oder Ehepartner.“
„Schutz vor Gewalt“, Stadt Bern, Amt für Kindes- und Erwachsenenschutz, 2011.