Interpellation Fraktion GB/JA! (Franziska Grossenbacher, GB): Stauseeprojekt der KWO in der Trift.

Wie stellt dich der Berner Gemeinderat dazu?

Die Trift ist eine praktisch unberührte Gebirgslandschaft im Berner Oberland und den unmittelbar angrenzenden BLN-Gebieten „Berner Hochalpen“ und „Rhonegletscher“ ebenbürtig. Sie umfasst wild schäumende Bachläufe, Schluchten, Alpwiesen, schroffe Felsen, Wald, einen natürlichen See und ein frisches, dynamisches Gletschervorfeld. Nun planen die Kraftwerke Oberhasli KWO in der Trift den Bau eines neuen Stausees. Erstmals seit über dreissig Jahren würde damit in der Schweiz wieder ein grosses Gebirgstal unter Wasser gesetzt. Gegen den Bau des Trift-Stausees haben unabhängige Einzelpersonen im Sommer 2019 das Trift-Komitee mit dem Ziel gegründet, diese Gebirgslandschaft in ihrer Ursprünglichkeit zu erhalten. Das ewb und damit die Stadt Bern ist, wie auch die Städte Basel und Zürich, mit einem Anteil von einem Sechstel Aktionärin der KWO. Sie besitzt somit eine wesentliche Mitverantwortung für die Strategie der KWO und deren Projekte. Die Stadt Bern ist mit Gemeinderat Reto Nause im Verwaltungsrat der KWO vertreten.

In diesem Zusammenhang bitten wir den Gemeinderat um die Beantwortung der folgenden Fragen:

  1. Wird der Stadtrat oder die Berner Stimmbevölkerung dereinst über eine Beteiligung der Stadt Bern am Projekt Stausee Trift entscheiden können?
  2. Welche Strategie verfolgt der Gemeinderat grundsätzlich mit seiner Beteiligung an den Kraftwerken Oberhasli? Verfügt er über entsprechende Dokumente dazu, die er der Öffentlichkeit zugänglich machen kann? Wird darin der für die Berner Bevölkerung wichtige Aspekt des Landschaftsschutzes berücksichtigt?
  3. Erachtet es der Gemeinderat als wirtschaftlich sinnvoll, in ein Stauseeprojekt zu investieren, wenn mit der gleichen Investition in Photovoltaik rund doppelt so viel Strom produziert werden könnte? Wieso liegt angesichts dieser Ausgangslage der Fokus nicht verstärkt auf dem Ausbau der Photovoltaik?
  4. Das Trift-Projekt setzt einseitig auf die Elektrifizierung im Rahmen der Energiestrategie 2050. Die 200 GWh Winterstrom, die durch den neuen Stausee produziert würden, entsprechen aber weniger als 1% des zu ersetzenden Atomstromes. Wie steht der Gemeinderat zur Herausforderung der zukünftigen Energiespeicherung (in Zusammenhang mit dem AKW-Ausstieg und Netto-Null CO2 bis 2030)? Gibt es aus Sicht des Gemeinderates gute Gründe dafür, neue Stauseen wie in der Trift zu planen, bevor natur- und landschaftsverträgliche Alternativen für die Energiespeicherung fundiert geprüft worden sind?
  5. Welche Haltung vertritt der Gemeinderat grundsätzlich bezüglich der mit einem Stauseeprojekt wie jenem in der Trift verbundenem negativen Eingriff in Natur und Landschaft? Wurden beim Projekt Trift genaue Analysen von Energienutzen und Zerstörung von Natur und Landschaft erstellt und abgewogen? Wenn nein, ist der Gemeinderat bereit, diese Fragen untersuchen zu lassen bzw. sich im Verwaltungsrat der KWO hierfür einzusetzen?