«Summit of Emotions» – unter diesem Titel veranstalten die UEFA und der Schweizer Fussballverband (SFV) dieses Jahr die Europameisterschaft im Frauenfussball. Sie wird vom 2. bis 27. Juli 2025 in der Schweiz ausgetragen werden, in der Stadt Bern sollen vier Spiele stattfinden. Noch immer fristet der Frauenfussball in der Schweiz leider ein Mauerblümchendasein. Trotzdem, oder gerade deswegen, hat sich die Stadt das ehrgeizige Ziel gesetzt, aus der Europameisterschaft ein Fest für die Bevölkerung zu machen. Dazu sagt Franziska Teuscher, Gemeinderätin des GB und als Direktorin für Sport in der Stadtregierung mitverantwortlich für die Organisation der EM: «Sport ist mit Emotionen verbunden. Viele von uns können sich gut an vergangene Sportevents in Bern erinnern und diese Erinnerungen sind meist grossartig: Der Grand Prix ist für die Läufer*innen und die Zuschauer*innen ein jährliches Highlight und beim Frauenlauf herrscht einfach eine einmalige Stimmung. Auch das Feiern mit den orangen Fans aus Holland auf der Kornhausbrücke während der Männer-Fussballeuro 2008 blieb für viele unvergesslich und zeigt, dass Sport verbindet und bleibende Erinnerungen schafft. Genau das erhoffe ich mir auch von der EM der Frauen in Bern!»

Förderung von Mädchen- und Frauensport

Im Hintergrund laufen die Vorbereitungen, um aus der EM tatsächlich einen «Gipfel der Gefühle», ein Fest für die gesamte Bevölkerung der Stadt und die Gäste auszurichten. Während den vier Wochen EM werden unter anderem auf verschiedenen Plätzen Public Viewings stattfinden. Genaues sei erst in Planung, so die Co-Gesamtprojektleiterin der Stadt, Hannah Sutter, auf Anfrage von grünlinks. Bereits dieses Jahr soll jedoch an verschiedenen Anlässen auf die EM aufmerksam gemacht werden, unter anderem an der Tour de Berne. Das Radrennen für Frauen findet am 30. Juni 2024 statt. Aline Trede, Berner Nationalrätin des Grünen Bündnis, sitzt im Organisationskomitee. «Wir werden am Radrennen der Fussball-EM eine Plattform bieten. Es geht beiden Anlässen auch darum, den Frauensport zu fördern. Da wollen wir unsere Kräfte bündeln.» 

Grossveranstaltungen mit Schattenseiten

Innerhalb des Grünen Bündnis werden sportliche Mega-Events meist kritisch diskutiert, weil sich Fragen hinsichtlich der Umweltbelastung stellen, weil viel Abfall anfällt, viel Verkehr entsteht und mehr Lärm zu befürchten ist. Franziska Teuscher meint dazu: «Natürlich haben Grossevents allgemein Schattenseiten für die Bevölkerung, die Umwelt und das Klima. Darum prüft die Stadt jedes Mal genau, ob sie sich an solchen Events beteiligen will. Bei der EM wird der Nachhaltigkeit ein hoher Stellenwert eingeräumt. Dank Fördermassnahmen muss etwas zurückbleiben für den Breitensport, für den Frauen- und Mädchensport und für die Chancengleichheit für alle.» Auch Aline Trede ist wichtig, dass das Grossereignis langfristige Wirkung für den Frauen- und Mädchensport zeigt und ökologisch tragbar ist.

Mangel an Plätzen: Stadt prüft Standorte

Für Diskussionen sorgen in Bern regelmässig der Mangel an Trainingsmöglichkeiten und der Kunstrasen im Stadion Wankdorf. Der Mangel an Plätzen trifft alle: Sowohl die Profis bei YB und viele Amateurmannschaften wie auch den Frauenfussball. Und er hat auch Auswirkungen auf die EM: In Bern wird es aufgrund des Kunstrasens im Stadion kein Finalspiel und im Übrigen nur vier Spiele geben, darunter immerhin einen Viertelfinal. Welche Spiele mit welchen Spielerinnen das sein werden, wird erst am 16. Dezember 2024 bekannt gegeben.

«Die fehlenden Rasensportfelder sind tatsächlich ein Problem, das ist uns bewusst», sagt Franziska Teuscher. «Aber die Stadt hat in den letzten zehn Jahren bereits 30 Millionen Franken in die Verbesserung der Rasensportinfrastruktur investiert. Im letzten Jahr hat der Gemeinderat drei neue Standorte für Rasenfelder bezeichnet, die nun vertieft geprüft werden. Bis zur EM werden allerdings keine neuen Rasensportfelder auf Stadtberner Boden realisiert werden können. Bis solche gebaut sind, wird es mehrere Jahre dauern.» Wie genau die Situation während der EM aussehen wird, ist ein Jahr vor Anpfiff also noch unklar. Zwar hat YB den Bau eines Campus angekündigt und im Wankdorf sind spezielle Anlagen vorgesehen, Einsprachen aus der Bevölkerung werden jedoch voraussichtlich zu Verzögerungen führen. 

Und was wünscht sich die Direktorin für Sport für die Zeit nach der Meisterschaft? «Hoffentlich viele tolle Erinnerungen an eine spannende EM und einen wirklich nachhaltigen Anlass. Ein echtes Vermächtnis: Bessere Bedingungen für den Frauenfussball und den Frauen- und Mädchensport ganz allgemein und ein Beweis, dass ein solcher Grossevent nicht nur sportlich, sondern auch ökologisch nachhaltig sein kann.»

Bettina Dauwalder, Redaktion grünlinks