«Ich bin bereit für den Regierungsrat!»
Aline Trede ist die Kandidatin der GRÜNEN für den Regierungsrat des Kantons Bern. Mit ihr wollen die GRÜNEN den Sitz der zurücktretenden Christine Häsler verteidigen. Die 42-Jährige bringt viel politische Erfahrung mit: Sie sitzt seit 2013 mit einem Unterbruch im Nationalrat, seit 2020 führt sie die Fraktion der GRÜNEN Schweiz. grünlinks hat Aline Trede im Bundeshaus zum Interview getroffen, um zu erfahren, was sie am Amt in einer Exekutive reizt und wie sie ihren Wahlkampf gestalten will.
Autor*in: Bettina Dauwalder, Redaktion grünlinks
grünlinks: Wir führen dieses Interview in der ersten Woche der Stadtberner Herbstferien. Wie verbringst du deine Ferien, Aline?
Aline Trede: Wie du siehst, verbringe ich die erste Ferienwoche im Bundeshaus (lacht). Aber Ende Woche ist Schluss mit der Herbstsession, und ich fahre mit dem Zug nach Barcelona zu meinem Bruder, der nach Katalonien ausgewandert ist. Der Rest der Familie ist schon dort. An dieser Stelle einen kleinen Dank an meine Vorgängerin Franziska Teuscher – sie hat damals als Nationalrätin erwirkt, dass nur noch eine Sessionswoche in die Berner Ferien fällt – früher waren es sogar zwei.
grünlinks: Du willst für den Regierungsrat kandidieren. Warum?
Aline Trede: Ich politisiere jetzt seit über zehn Jahren im nationalen Parlament und habe unzählige Gesetze beraten und verabschiedet. Die Gesetze werden sehr oft in den Kantonen umgesetzt, und ich möchte diese Umsetzungen mitgestalten! Ich bin bereit und motiviert, diese Verantwortung im Regierungsrat zu übernehmen.
grünlinks: Welche fachlichen Erfahrungen kannst du im Regierungsrat einbringen?
Aline Trede: Ich bin Umweltnaturwissenschaftlerin und sitze seit 2023 in der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie. Auf diesem Gebiet habe ich grosses Wissen und viel Erfahrung. Als Mitglieder der Kommission arbeiten wir auch oft mit den Konferenzen der kantonalen Direktor*innen zusammen. Ich bin also gut vernetzt. In anderen Bereichen müsste ich mich mehr einarbeiten, am meisten vielleicht in die Gesundheitspolitik. Mich begleiten aber auch seit langem Grundrechtsfragen, Asylpolitik und Polizeiarbeit. Als Bildungs- und Kulturdirektorin könnte ich die Arbeit von Christine Häsler und Bernhard Pulver fortführen. Allgemein wird es in der kommenden Zeit enorm wichtig sein, sich gegen den Spardruck, der durch das Entlastungspaket des Bundes auf die Kantone zukommt, zu wehren.
grünlinks: Bürgerlichen Gegenwind bist du dir von der nationalen Politik gewohnt. Aber die Arbeit in einer Exekutive ist anders als in der Legislative. Wie willst du deine Anliegen einbringen und vor allem durchbringen?
Aline Trede: Ich bin als Fraktionspräsidentin vieles gewohnt. Wir Grünen sind im nationalen Parlament in einer Minderheit und sitzen nicht in der Regierung, also sind wir klar in der Opposition. Unser grösster inhaltlicher Gegner ist die SVP, die zwar an der Regierung beteiligt ist, sich aber wie eine Oppositionspartei gebärdet. Da lernt man, für seine Ideen zu kämpfen, aber auch im persönlichen Gespräch Brücken zu bauen, um Kompromisse zu finden.
Zudem ist es auch so, dass die Arbeit in einer Exekutive weniger polarisiert ist, man mehr fachlich und sachlich diskutiert. Darauf würde ich mich sehr freuen.
grünlinks: Du kandidierst als linksgrüne Stadtbernerin. Ist das nicht ein Handicap im konservativen, auch ländlich geprägten Kanton Bern?
Aline Trede: Bei einer Wahl wäre ich eine Regierungsrätin für den ganzen Kanton Bern und ich suche bereits heute auf dem Land, in der Agglomeration und in der Stadt das Gespräch mit der Bevölkerung. Wenn ich beispielsweise mit Landwirt*innen persönlich reden kann, stelle ich immer wieder fest, dass sie grüne Anliegen kennen und die Probleme der Biodiversität konkret erleben und sich über die Auswirkungen der Klimaveränderungen grosse Sorgen machen. Da gibt es eine gemeinsame Basis, und hier müssen wir gemeinsam Lösungen umsetzen.
Oder wenn wir uns für bezahlbaren Wohnraum einsetzen. Davon ist die Bevölkerung in den Bergdörfern auch sehr stark betroffen, da der Massentourismus die Wohnungen für die Bevölkerung unbezahlbar macht. Das zeigte ja auch das Ja zur Miet-Initiative am 28. September. Wir sind die, die Lösungen dafür bereit haben.
grünlinks: Die Berner Medien haben dich schon als versierte Wahlkämpferin tituliert. Also verrate uns doch, wie du deinen Wahlkampf führen willst.
Aline Trede: Ich werde im ganzen Kanton präsent sein. Schade, dass es im Winter keine Schwingfeste gibt! Da überrascht es die Leute immer wieder positiv, dass ich an diesem Sport interessiert bin und an den Festen danach gern teilnehme. Aber auch im Winter gibt es landauf, landab Märkte und die bieten eine gute Gelegenheit, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.
grünlinks: Das Land ist das eine, wie sieht es im urbanen Gebiet aus?
Aline Trede: Die Stadt Bern ist die Basis vom Grünen Bündnis, da arbeiten wir seit Jahren intensiv an Themen wie Klimagerechtigkeit, Gleichstellung und Bekämpfung der Armut. Dann wird oft unterschätzt, wie wichtig die Rolle der Kantone bei der Umsetzung von Gesetzen ist. Zum Beispiel setzt der Kanton Bern die Höhe der Prämienverbilligungen fest. Das wirkt sich auch auf die Städter*innen aus. Genau deshalb haben wir vom GB die Petition für eine bessere Prämienverbilligung lanciert.
grünlinks: SP und GRÜNE führen für die Regierungsratswahlen einen gemeinsamen Wahlkampf. Ihr wollt eine Mehrheit der Sitze im Regierungsrat erreichen. Ist das nicht ein wenig vermessen?
Aline Trede: Von 2006 bis 2016 gab es bereits eine erfolgreiche rot-grüne Mehrheit. Die aktuelle rechtsbürgerliche Mehrheit im Regierungsrat politisiert an den Menschen vorbei. Es braucht wieder eine Regierungsmehrheit, die sich für Klima und Biodiversität, einen starken Service Public und eine flächendeckende, gute Gesundheitsversorgung einsetzt. Das ist nur mit einer linken Mehrheit möglich.
Die Stimmung im Wahlteam ist sehr gut. Wir helfen uns gegenseitig, wo immer wir können, gehen zusammen an Anlässe und planen gemeinsame Aktionen. Wir werden auf dem Land, in den Agglomerationen und den Städten präsent sein. Ich bin top motiviert!
grünlinks: Dann sieht es nicht gut aus für die nächsten Ferien?
Aline Trede: Zu ein paar freien Tagen über Weihnachten wird es sicher reichen. Und ich habe mir sagen lassen, dass die Ferien im Regierungsrat den Namen Ferien verdienen. Für eine nationale Politikerin ist das ein Wunschtraum, da musst du den Laptop immer dabei haben und immer erreichbar sein.